Freitag, 4. Oktober 2024

Ernährungsphysiologisch kaum haltbar, aber gut gemacht

Weinheim. (eb / dbi) Brot ist ein universelles Lebensmittel, das die Menschen ernährt, zusammenführt und befriedet. Zwar ist es nicht «das» universelle und schon gar nicht «das universellste» Lebensmittel, doch spielt es in unserem Kulturkreis zweifellos eine zentrale Rolle. Der Titel «Essbare Nachhaltigkeit» für die neue Werbebroschüre des Deutschen Brotinstituts (DBI) ist also durchaus berechtigt. Diese Berechtigung, durch eine Handvoll Jahrtausende hindurch erworben, braucht keine künstliche Erhöhung.

Die Broschüre wurde von zwei Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats des Deutschen Brotinstituts verfasst: Dr. Karin Bergmann sowie Prof. Michael Kleinert. Die beiden Autoren informieren kompetent, verständlich und umfassend, was «nachhaltige Ernährung» bedeutet und wie Brot hierzu beitragen kann. Der Leser erfährt unter anderem, wie mit der «Planetary Health» Strategie künftig zehn Milliarden Menschen bedarfsgerecht ernährt werden können, ohne dass die planetaren Grenzen überschritten werden müssen. Dass Brot als «lokales Superfood» eine ebenso wichtige Rolle für die Umwelt spielt wie für die Gesunderhaltung des Körpers. Denn, so zitiert die begleitende Medienmitteilung Karin Bergmann: «Es gibt kein gesundes Ernährungsmodell ohne Brot und Getreide.»

Präzisierend wäre hinzuzufügen, dass die Ernährungsmodelle tatsächlich nicht ohne «Brot und/oder Getreide» auskommen – und Reis auch schon ziemlich lange die halbe Menschheit ernährt. Mit Blick auf den Carbon Footprint und aus ernährungsphysiologischer Sicht lässt sich Brot allerdings nur hinter der Schale Reis einordnen. Daran wird sich nichts ändern. Ändern könnten die Autoren der Werbebroschüre hingegen die Grafik auf Seite 14, die Brot und Brötchen den gleichen ernährungsphysiologischen Wert wie Obst und Gemüse beimisst – noch vor Milchprodukten. Das ist schon sehr augenfällig und stößt selbst wenig bewanderte Leser auf die Idee, nicht jede Zeile ernstzunehmen.

Die ansonsten schlau gemachte Werbebroschüre «Essbare Nachhaltigkeit» mit Ernährungsempfehlungen aus der Wissenschaft steht auf der Website des Brotinstituts unter brotinstitut.de kostenlos zum Herunterladen bereit (Grafik: bzl-datenzentrum.de – Tabelle: wikipedia.de).


Nachtrag: Wie wird Getreide in Deutschland verwendet?

Der Löwenanteil des in Deutschland verfügbaren Getreides wird zur Fütterung von Nutztieren verwendet. Im Wirtschaftsjahr 2021/2022 wurden knapp 54 Prozent des Getreides verfüttert. Die mengenmäßig wichtigsten Futtergetreide sind Weizen, Gerste und Körnermais. Nur etwa 23 Prozent des gesamten Getreides in Deutschland gehen direkt in die Lebensmittelproduktion. Von diesen 23 Prozent gehen n.n. Prozent in die Erzeugung von Brot. Darüber hinaus werden rund 18 Prozent des hierzulande verfügbaren Getreides für energetische oder industrielle Zwecke genutzt und gut zwei Prozent als Saatgut.20230823-BZL-DATENZENTRUM


Nachtrag: Wer erzeugt weltweit das meiste Getreide für Lebensmittel?

Alle Angaben beruhen auf Daten der FAOSTAT (Food and Agriculture Organization) der Vereinten Nationen – laut de.wikipedia.org Stand 2017:

Getreide 1. Erzeuger 2. Erzeuger 3. Erzeuger 4. Erzeuger 5. Erzeuger Weltproduktion Einheit
Mais USA VR China Brasilien Argentinien Indien 1.134.746.667 Tonnen
Weizen VR China Indien Russland USA Frankreich 771.718.579 Tonnen
Reis VR China Indien Indonesien Bangladesch Vietnam 769.657.791 Tonnen
Gerste Russland Australien Deutschland Frankreich Ukraine 147.404.262 Tonnen
Sorghum (Hirse) USA Nigeria Sudan Mexiko Äthiopien 57.601.588 Tonnen
Millet (Hirse) Indien Niger VR China Mali Nigeria 28.459.020 Tonnen
Hafer Russland Kanada Australien Polen VR China 25.949.161 Tonnen
Triticale Polen Deutschland Belarus Frankreich VR China 15.563.415 Tonnen
Roggen Deutschland Polen Russland VR China Dänemark 13.733.945 Tonnen
Grüner Mais USA Mexiko Kroatien Nigeria Indonesien 11.727.318 Tonnen