Bremerhaven. (eb) Gewissermaßen geben sich in dieser Woche auffallend viele Technologieunternehmen die Klinke in die Hand. Sie stellen ihre Online-Lieferdienste vor, mit denen sie Asiens und Amerikas Kunden längst unter sich aufgeteilt haben. Jetzt steht Europa auf dem Expansionsplan. An Deutschland kann und will keiner vorbei. Noch ist der bundesdeutsche Markt behäbig. Zwar gibt es schon den einen und den anderen «Early Adopter», der internationale Erfahrungen auf den bundesdeutschen Markt übertragen hat. Doch gerade in kleinen und mittelgroßen Unternehmen fehlt noch Know-how, um unter dem Eindruck von zulaufenden Marktteilnehmern Felle zu verteidigen und Strategien zu überdenken. Andererseits: «Omnichannel» heißt nicht nur, auf möglichst vielen Kanälen für seine Kunden sichtbar zu sein und diese Kanäle selbständig zu pflegen. «Omnichannel» ergibt sich ebenso durch die Zusammenarbeit mit den erwähnten Lieferdiensten. Die sind nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil sie ein Ökosystem bieten, von dem jeder was hat: das Technologieunternehmen seine Provision, der Kunde seine Ware, der Kurier seinen Lohn und der Erzeuger respektive Händler einen zusätzlichen Absatzkanal.
Same Day Delivery Versuchslabor Wien für die Hofer KG
Selbst die Unternehmensgruppe Aldi Süd, die neben ihrer Schwester (Aldi Nord) gerade nicht zur Avantgarde zählt und sich auf dem bundesdeutschen Markt viel Zeit lässt mit dem Implementieren erwartbarer Absatzkanäle, hat in dieser Woche gezeigt, wohin sich der Lebensmittel-Einzelhandel (die Gastronomie, der Quickservice …) in aller Konsequenz und Reinform entwickeln wird: «Same Day Delivery», die taggleiche Lieferung, ist die Zukunft. Gemeinsam mit dem Lieferdienst «Roksh» testet die österreichische Hofer KG in der Donaumetropole Wien, wie der globale Trend in Mitteleuropa logistisch am besten umzusetzen geht. Die Mikrologistik ist eine große Herausforderung. Und: Je mehr sie Fuß fasst, desto mehr wird sich der klassische Verkauf verschieben. Die Bäckertheke wird nicht verschwinden, sondern zum Beispiel um Backwarenautomaten (24:7) und Lieferdienste erweitert. Dennoch: Aus dem direkten Kundenkontakt wird mancherorts ein überwiegend indirekter Kontakt, was die Markenpflege um so wichtiger erscheinen lässt.
Doordash Europa mit Deutschland-Premiere in Stuttgart
Als sich für die DoorDash Inc. die Möglichkeit ergab, die finnische Wolt Enterprises Oy für sieben Milliarden US-Dollar zu übernehmen (siehe Meldung von letzter Woche), waren die eigenen Bemühungen des US-amerikanischen Konzerns um Europa schon weit fortgeschritten. Soll heißen, dass DoorDash jetzt nicht nur über den Wolt Lieferdienst auf die Absatzmärkte in Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf, Hannover, Frankfurt und Köln Zugriff hat. Seit dieser Woche operiert DoorDash Europa jetzt auch direkt in Deutschland. Den Anfang macht die Lieferplattform in Stuttgart. «Wir freuen uns, mit dem Eintritt in Deutschland nun auch in Europa präsent zu sein. Unser Ziel ist es, die lokale Wirtschaft zu fördern und zu stärken. Die Grundpfeiler unserer Plattform bilden dabei die Händler, die Kuriere, genauso wie die Kunden. Alle drei wollen wir bestmöglich verbinden und unterstützen», sagt Andy Fang, Mitgründer und CTO von DoorDash, in der begleitenden Medienmitteilung.
DoorDash Inc. wurde 2013 in den Vereinigten Staaten gegründet und hilft lokalen und überregional bekannten Händlern und Restaurants, neue Kunden online zu erreichen und ihr Geschäft mit seinen Tools und Dienstleistungen auszubauen. DoorDash verbindet jeden Monat über 20 Millionen Kunden in mehr als 7.000 Städten mit mehr als 500.000 lokalen Unternehmen und Restaurants weltweit. Der Beginn der Corona-Pandemie war für das Technologieunternehmen, das sich lange auf den nordamerikanischen Markt konzentrierte, sozusagen die Initialzündung für die weltweite Expansion. Im dritten Quartal 2021 stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 45 Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar, die Gesamtzahl der Aufträge um 47 Prozent auf 347 Millionen und das «Marketplace GOV» (was immer das ist …) um 44 Prozent im Jahresvergleich auf 10,4 Milliarden US-Dollar (Foto: DoorDash).
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