Freitag, 29. März 2024

Debatte: Was ist und darf «echte» Handwerksbäckerei?

Hamburg. (usp) «Beim immateriellen Kulturerbe geht es um das weitergegebene Wissen und Können. Insofern ist die Deutsche Brotkultur eine lebendige Tradition. Jedoch zählen zu stark industriell geprägte Kulturformen, bei denen der Mensch als Wissensträger zunehmend eine nachrangige Rolle spielt, nicht zum immateriellen Kulturerbe». Das ist die Definition für die Brotkultur, die in das neue bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Jedenfalls hatte sich der WebBaecker diese Beschreibung von der Deutschen Unesco-Kommission schriftlich geben lassen, womit die Fragen aber nicht aufhören: Was sagen Bäckereitechniker und -technologen zu dieser Definition, wissen die nix? Was sagt die VDMA-Fachabteilung Bäckereimaschinen, sitzen in deren Mitgliederversammlung nur Ahnungslose? Oder anders herum: Wissen die vielen Handwerksbäcker im Land, die Tag für Tag mit industriell erzeugten Brotbackmitteln, Vor- und Fertigmischungen hantieren immer, was sie da tun? Wissen sie um jeden einzelnen Inhaltsstoff und dessen Wirkungsweise? Könnten sie von heute auf morgen auf diese Mittel verzichten, ohne dass die Produktion zusammenbricht? Kurzm: So leicht ist die Grenze, wo bäckerhandwerkliche Manufaktur aufhört und Brotindustrie beginnt, nicht zu ziehen. Im Grunde ist das auch nur eine Phantom-Diskussion. Die Menschen im Land wollen «ehrliches Brot» und «ehrliche Brötchen». Was immer das ist. Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks (ZV) wiederum, der berufliche Heimat für «alle Bäcker» sein möchte und bleiben will, konnte kaum mehr tun, als die Diskussion um die hiesige Brotkultur anzustoßen. Absolut unbefangen und ohne jeden Sachzwang geht hingegen das BackBlog «Das kleine Glück» von Philipp Schreyer aus Wendlingen das Thema an. Schreyer hat einen Aufruf initiiert, um Handwerksbäcker in Deutschland zu unterstützen. Er wünscht sich eine Bäckerei nach dem Vorbild Frankreichs (Stichwort: Décret N°93-1074) und hat dafür sogar eine Petition ins Leben gerufen auf OpenPetition.de. Man muss sich nicht mit jedem Wort einverstanden erklären. Das Anliegen jedoch ist ehrenhaft, die Debatte interessant. Nehmen Sie sich eine Minute Zeit und unterstützen Sie diese Bewegung.

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