Berlin. (bmel / bmbf) Eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise schützt Klima und Umwelt, aber garantiert auch künftigen Wohlstand. Deshalb setzt Deutschland auf den Ausbau der Bioökonomie. Dafür hat das Bundeskabinett die Nationale Bioökonomiestrategie beschlossen. Die Bundesregierung bündelt darin ihre bisherigen Aktivitäten zur Bioökonomie und stellt die Weichen für die weitere Gestaltung. Federführend dabei werden das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sein.
Bundesministerin Julia Klöckner (BMEL): «In der Bioökonomie steckt Zukunft – vor allem auch für die Land- und Forstwirtschaft. Als zentrale Rohstoffproduzenten sind unsere Bauern tragenden Säulen der Strategie. Denn während wir viele fossile Rohstoffe importieren müssen, wachsen die erneuerbaren bei uns um die Ecke: Auf unseren Wiesen, Äckern und in den Wäldern», betont Bundesministerin Klöckner. «Reifen aus Löwenzahn, Autotüren aus Hanffasern oder Gummistiefel aus Mais. Das sind nur einige Beispiele, die das Potential und die Praxisnähe in der Forschung verdeutlichen. Durch die Entwicklung der jetzigen Gesamtstrategie können wir bei der Entwicklung und Umsetzung solcher Vorhaben nun noch besser unterstützen, Prozesse und handelnde Akteure besser verzahnen. In einem Bioökonomierat wollen wir unter Einbindung der Gesellschaft zudem die Grenzen und Zielkonflikte der Bioökonomie diskutieren. So darf der steigende Bedarf nach nachwachsenden Rohstoffen etwa nicht zu einer Gefährdung der Ernährungssicherung führen.»
Bundesministerin Anja Karliczek (BMBF): «Nicht zuletzt der Klimawandel zwingt uns zum Umdenken. Wir müssen alles dafür tun, unsere Lebensgrundlagen zu erhalten und dabei wirtschaftlich stark zu bleiben. Die Bioökonomie ist für beides ein Schlüssel. Daher wollen wir mit der neuen Bioökonomiestrategie noch stärker biologische Ressourcen, Prozesse und Systeme in allen Wirtschaftsbereichen nutzen. Der klare Fokus der Strategie liegt dabei auf der Nachhaltigkeit. Wir werden gezielt Innovationen fördern, die Klima, Umwelt und die Belastungsgrenzen unserer Ökosysteme im Blick haben. Eine nachhaltige Wirtschaft hilft uns nicht nur unsere globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sondern sichert uns langfristig eine Spitzenposition auf den Märkten der Zukunft.»
Kernziel der Nationalen Bioökonomiestrategie ist eine nachhaltige, kreislauforientierte und innovationsstarke deutsche Wirtschaft. Die neue Strategie setzt den Rahmen für den erfolgreichen Ausbau der Bioökonomie in den nächsten Jahren. Im Fokus der künftigen Forschungsförderung stehen die Erweiterung biologischen Wissens und die Nutzung biologischer Verfahren und Systeme. In Verbindung mit der Digitalisierung und Spitzentechnologien über alle Disziplinen hinweg sollen neue Potenziale für eine nachhaltige Wirtschaft erschlossen werden. Gleichzeitig können mehr biogene Rohstoffe für die Industrie zur Verfügung gestellt werden. Sie werden fossile Rohstoffe ersetzen und neue nachhaltige Produkte schaffen.
Um biogene Rohstoffe effizient zu erhalten, sind neue Konzepte für eine kreislauforientierte Nutzung wichtig. Aufgrund ihrer natürlichen Eigenschaften sind nachwachsende Rohstoffe für Kreisläufe besonders geeignet und sollen so den Verbrauch an Ressourcen verringern. Um die Entwicklung einer nachhaltigen Bioökonomie auch international zu stärken, sollen die enge Verzahnung mit der Wirtschaft und länderübergreifende Kooperationen ausgebaut werden. Damit die Bioökonomie zum Tragen kommt, muss sie aber vor allem gesellschaftlichen Anforderungen und Bedürfnissen entsprechen. Daher ist es wichtig, eine offene Diskussion zu führen und alle gesellschaftlichen Gruppen einzubinden. Deshalb ist Bioökonomie das Thema des Wissenschaftsjahres 2020.
Die Bündelung der Bioökonomiepolitik der Bundesregierung in einer Gesamtstrategie dient dazu, die bisherigen Ziele und Maßnahmen noch stärker als bisher miteinander zu verbinden. Die Nationale Bioökonomiestrategie wird einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Agenda «Von der Biologie zur Innovation», der sogenannten «Bio-Agenda», leisten.
Bioökonomie in der nachhaltigen, kreislauforientierten Wirtschaft
Die Bioökonomie ist definiert als eine Wirtschaftsform, die biologische Ressourcen, Prozesse und Systeme nutzt. Zu diesen Ressourcen gehören Pflanzen, Mikroorganismen oder Pilze, aber vor allem auch das Wissen über die biologischen Zusammenhänge insgesamt. Auf dieser Grundlage werden Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in verschiedenen Wirtschaftsbereichen entwickelt und eingesetzt. So entstehen zum Beispiel neue Chemikalien, Werk- und Baustoffe oder Medikamente. Oft ersetzen biogene Rohstoffe fossile Rohstoffe. Sie werden als nachhaltiger betrachtet, weil sie erneuerbar und in besonderem Maße kreislauffähig sind.
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Digitalisierung und andere neue Technologien weitere Möglichkeiten schaffen, um biologische Systeme und Verfahren für den Menschen nutzbar zu machen. Damit werden biologische Systeme zum Vorbild für nachhaltige Innovationen.
Die Bundesregierung unterstützt den Wandel von einer weitgehend auf fossilen Rohstoffen basierenden Wirtschaft hin zu einer kreislauforientierten und biobasierten Wirtschaft bisher in zwei eng verzahnten Strategien: Mit der 2013 erschienenen «Nationalen Politikstrategie Bioökonomie» unter Federführung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurden strategische Ansätze und Maßnahmen definiert, um den Strukturwandel zu einer Bioökonomie zum Beispiel durch die Anpassung von Rahmenbedingungen zu beschleunigen. Die 2010 beschlossene «Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030» wurde federführend vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) umgesetzt und legte die Grundlagen für Innovationen in der Bioökonomie durch Forschung und Entwicklung. Über 2000 Forschungsprojekte wurden mit rund einer Milliarde Euro gefördert.
WEITERE THEMEN AUS DIESER RUBRIK FÜR SIE:
- EUDR: BMEL begrüßt Verschiebung um zwölf Monate
- Lohnsteuerhilfe: Höhe der Aussetzungszinsen verfassungswidrig?
- Besser bestellen mit den Marvin Vergleichsdaten
- BürokratieentlastungsG IV kann nur ein Auftakt sein
- BayWa AG: Außerplanmäßige Abschreibungen belasten das Ergebnis
- Bundestag debattiert Jahressteuergesetz 2024
- Agravis AG: investiert deutlich in die Stückgutlogistik
- Özdemir zur EUDR: «Kommissionspräsidentin ist am Zug»
- »HerBo43«: Lidl Herne erreicht Meilenstein
- Globus Markthallen: wollen fünf Standorte abgeben
- Logistikzentrum Lauenau: Vorreiter in der Region
- Marvin und BrotZEIT auf der Südback 2024
- StrongPoint: installiert vollautomatisches Tiefkühllager
- Südzucker: Fallende Preise sorgen für sinkende Prognose
- Systemgastronomie: NGG vertagt Verhandlungen auf November
- Brenntag: weiht größten eigenen Solarpark in Mexiko ein
- Bühler AG: kündigt Integration von Esau + Hueber an
- Strukturreform: Zentralverband treibt seine Modernisierung voran
- Nachhaltig: Kaffeeverband ist «Verband des Jahres»
- DUH gegen Back-Factory: Mehrweg muss immer ausreichend vorrätig sein