Berlin. (bmel) Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat in Bonn den Erntebericht 2020 vorgelegt. Damit gab Bundesministerin Julia Klöckner (BMEL) das vorläufige Ergebnis der diesjährigen Raps- und Getreideernte bekannt. Grundlage des Berichts sind die festgestellten Erträge der bisher ausgewerteten Probeflächen aus der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung, die Teil der deutschen Agrarstatistik ist.
Für diese Ertragsfeststellung werden jedes Jahr bis zu 10.000 repräsentativ ausgewählte Felder aus allen Teilen des Bundesgebiets herangezogen. Der Erntebericht enthält zudem eine Einschätzung zu den Ernteaussichten bei anderen für die deutsche Landwirtschaft wichtigen pflanzlichen Produkten.
Die wichtigsten Fakten zur Ernte 2020
- Die Ernte 2020 ist erneut unter schwierigen Witterungsbedingungen herangewachsen und hat teilweise auch wieder Schaden durch Wetterextreme genommen. Zudem findet die Ernte in Corona-Zeiten unter erschwerten Rahmenbedingungen statt. Handarbeitsintensive Sonderkulturen, also Gemüse, Obst, Wein und Hopfen, sind davon stärker betroffen als die Ackerkulturen, da in diesen Bereichen viele Saisonarbeitskräfte benötigt werden.
- Witterungsbedingte Schäden gab es in diesem Jahr vor allem durch Spätfröste im April und Mai sowie eine ausgeprägte Frühjahrstrockenheit und einen regional immer noch anhaltenden Mangel an Bodenfeuchtigkeit. Durch die Hitzewelle Anfang August gab es zudem verbreitet Sonnenbrand bei Obst und Trauben.
- Für das erste vorläufige Ergebnis der deutschen Getreide- und Rapsernte liegen aktuell Druschergebnisse von 6 973 Getreidefeldern und 939 Rapsfeldern aus dem gesamten Bundesgebiet vor. In den sogenannten Späterntegebieten sind derzeit noch nicht alle Flächen abgemäht.
- Für Getreide einschließlich Körnermais wird nach derzeitigem Stand eine Erntemenge von rund 42,9 Millionen Tonnen erwartet. Das sind 3,1 Prozent weniger als im Jahr 2019. Der sechsjährige Durchschnitt, also das Mittel der Jahre 2014 bis 2019, wird damit um 6 Prozent verfehlt.
- Zurückzuführen ist diese Entwicklung im Wesentlichen auf eine geringere Getreideanbaufläche (-4,7 Prozent gegenüber 2019). Dabei hatte der Rückgang der Winterweizenfläche um nahezu 10 Prozent besonders großen Einfluss, da Winterweizen die ertragsstärkte Getreideart ist. Der verstärkte Anbau der ertragsschwächeren Sommergetreidearten konnte dieses Manko nicht ausgleichen.
- In Teilen des Bundesgebietes war es im Herbst 2019, insbesondere im Oktober, für die Aussaat von Wintergetreide zu nass. Dies ist ein wesentlicher Grund für den Flächenrückgang. Zum anderen haben die Landwirte aufgrund der Erfahrungen mit der trockenheitsbedingten Grundfutterknappheit der letzten Jahre den Anbau von Feldfutter (Mais, Feldgras, Luzerne etc.) ausgeweitet. Auch dies ging zu Lasten des Anbauumfangs von Marktfrüchten.
- Erneut sind große regionale Unterschiede bei den Flächenerträgen Je nach Bodenqualität und Niederschlagsverteilung unterscheiden sich die Ernteergebnisse bereits kleinräumig erheblich. Im Durchschnitt aller Getreidearten ohne Körnermais liegt der bisher festgestellte Hektarertrag bei 69,1 Dezitonnen, das sind 1,3 Prozent mehr als im Jahr 2019.
- Nach dem Einbruch des Rapsanbaus im Vorjahr zeigt sich in diesem Erntejahr eine Erholung, wenngleich das Niveau früherer Jahre noch nicht wieder erreicht wird. Die Anbaufläche wurde auf rund 954’200 Hektar ausgeweitet. Die Hektarerträge fallen mit 36,8 Dezitonnen angesichts zunächst verhaltener Erwartungen aufgrund der Frühjahrstrockenheit überraschend gut aus, weisen aber – wie beim Getreide – eine große regionale Variabilität auf.
- Insgesamt ist in diesem Jahr mit einer Erntemenge von rund 3,5 Millionen Tonnen Raps zu rechnen. Dies sind 24,4 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, jedoch 20,7 Prozent weniger als im sechsjährigen Durchschnitt.
- Besonders schwierig ist in diesem Jahr, dem dritten Jahr in Folge, die Situation für viele Betriebe mit Viehhaltung, die erneut ernsthafte Versorgungsprobleme beim Grundfutter haben. Nur in wenigen Regionen gab es genügend Niederschläge, um ausreichend Silage und Heu für die kommende Winterfütterung zu konservieren. Um den Betrieben in den unter anhaltender Trockenheit leidenden Gebieten zu helfen, wurde daher auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit eröffnet, dass die Länder – wo erforderlich – die Nutzung bestimmter Kategorien von sogenannten ökologischen Vorrangflächen zu Futterzwecken zulassen können.
- Bei Obst und Gemüse fällt die Ernte fast durchweg geringer als im Vorjahr aus. Dies ist einerseits auf Ertragseinbußen infolge von Spätfrösten und Trockenheit zurückzuführen, andererseits auf das Fehlen von Erntehelfern aufgrund der Corona-Situation. Die stark steigende Verbrauchernachfrage während des Lockdown führte zeitweise zu einem starken Preisanstieg. Die Versorgung war jedoch jederzeit gesichert. Die Gemüsepreise sind inzwischen unter das Vorjahresniveau gesunken, nachdem sich die Nachfrage wieder normalisiert hat.
Erntebericht 2020 – Mengen und Preise im Überblick
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