Samstag, 20. April 2024
20151022-BIOMARKT

Bio+Co.: Der globale Markt entwickelt sich positiv

Nürnberg. (bf) Bio ist nach wie vor auf Erfolgskurs und der globale Markt entwickelt sich positiv. «Seit 1999 haben Bio-Lebensmittel und -Getränke einen enormen Aufschwung erlebt. Damals betrug das Marktvolumen gerade einmal 15 Milliarden US-Dollar. 2013 waren es dann schon 72 Milliarden. Aktuell werten wir Daten für das Jahr 2014 aus, aber wir nähern uns der 80 Milliarden US-Dollar-Schwelle», sagt Amarjit Sahota von der Agentur Organic Monitor in London (UK). Im Zuge dessen ist die weltweit bewirtschaftete Bio-Fläche weiter gewachsen (2013: 43,1 Millionen Hektar). Auch 2016 trifft sich die internationale Bio-Branche wieder zu ihrem Highlight, der BioFach, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, im Messezentrum Nürnberg. Vom 10. bis 13. Februar 2016 zeigen dort über 2.400 Aussteller die ganze Bio-Vielfalt – 200 davon auf der Vivaness, Internationale Fachmesse für Naturkosmetik.

Der deutsche Bio-Markt legte 2014 um 4,8 Prozent zu. In absoluten Zahlen stieg der Umsatz mit Lebensmitteln und Getränken, die im deutschen Einzelhandel (inklusive Naturkostfachhandel) verkauft wurden, von 7,55 auf 7,91 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt der Arbeitskreis Biomarkt basierend auf Daten der deutschen Marktforschungsinstitute Gesellschaft für Konsumforschung GfK, Nielsen, BioVista sowie der Klaus Braun Kommunikationsberatung. Deutlich mehr für Bio ausgegeben wurde dabei im Fachhandel (inklusive große Hofläden): Verglichen mit anderen Vermarktungswegen erzielte dieser mit plus neun Prozent den stärksten Zuwachs (von 2,4 auf 2,6 Milliarden Euro). Sein Anteil am Bio-Umsatz stieg von 32 Prozent auf 33 Prozent. Den größten Bio-Umsatz erzielt jedoch nach wie vor der konventionelle Handel. 2014 betrug dieser 4,21 Milliarden Euro (2013: 4,06 Milliarden) bei einem leicht gesunkenen Anteil am Bio-Markt von 52 Prozent (2013: 53 Prozent). Rückläufige Einnahmen waren dagegen bei sonstigen Verkaufskanälen, wie Bäckereien, Metzgereien, Wochenmärkten, kleineren Hofläden, Abo-Kisten, Versandhandel, Tankstellen und Reformhäusern, zu verzeichnen. Hier wurden 1,09 Milliarden Euro ausgegeben – das ist ein Umsatzrückgang von 0,6 Prozent.

Im ersten Halbjahr 2015 stiegen die Ausgaben privater Haushalte für Bio-Frischeprodukte und ausgewählte Bio-Verarbeitungserzeugnisse (Auswahlkriterien nicht bekannt) um 8,4 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum 2014. Im Fachhandel nahm der Umsatz innerhalb Deutschlands im gleichen Zeitraum um 10,5 Prozent zu. Zu diesem Ergebnis kam die Kommunikationsberatung Klaus Braun aus Speyer (DE). Die Chancen auf einen Bio-Gesamtumsatz 2015 von deutlich über acht Milliarden Euro stehen gut.

USA: Kräftiger Umsatzanstieg auf über 35 Milliarden US-Dollar

Die Vermarktung von Bio-Produkten über den spezialisierten Fachhandel sowie den konventionellen Handel ist in den USA einmal mehr vom Erfolg gekrönt. Im Jahr 2014 wuchs der Bio-Markt in den Vereinigten Staaten um elf Prozent und erreichte einen Wert von 35,9 Milliarden US-Dollar (29,5 Milliarden Euro). Gegenüber 1997, als die Organic Trade Association (OTA) den US-amerikanischen Bio-Umsatz erstmals erhob, hat er sich verzehnfacht. Inzwischen liegt der Bio-Anteil am Lebensmittelumsatz bei fast fünf Prozent, heißt es von Seiten der OTA weiter. Allein 13 Milliarden US-Dollar wurden 2014 mit Bio-Obst und -Gemüse umgesetzt. Zwölf Prozent der gesamten Erzeugung sind hier bereits Bio. Ein beachtliches Wachstum konnte das Segment Molkereiprodukte mit plus elf Prozent erzielen. 5,4 Milliarden US-Dollar wurden mit Bio-Milch, -Joghurt und Co. erzielt. Zu kämpfen hat die amerikanische Bio-Branche aktuell mit einer leicht angespannten Versorgungslage, besonders in Hinblick auf Bio-Rohwaren.

Frankreich: Kontinuierlicher Zuwachs im Bio-Sektor

Bio-Lebensmittel sind in Frankreich gut nachgefragt und der Markt wächst kontinuierlich. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Umsätze 2014 um zehn Prozent. Fünf Milliarden Euro wurden mit Bio erzielt (Deutschland: 7,8 Milliarden Euro). Damit holt Frankreich zum Spitzenreiter Deutschland auf. Neun von zehn Verbrauchern greifen zumindest hin und wieder zu Bio-Ware, sechs von zehn immerhin einmal im Monat. Um dieser Nachfrage nachzukommen, stellen immer mehr Bauern auf Bio um. Bei einem Zuwachs von vier Prozent überschritt die Bio-Anbaufläche 1,1 Millionen Hektar, berichtet die halbstaatliche Agentur Agence Bio aus Montreuil-Sous-Bois (FR). Die Zahl der Weiterverarbeiter und Händler stieg 2014 auf rund 13.000 Unternehmen, immerhin drei Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die ersten Daten für 2015 zeigen einen positiven Trend: Im Zeitraum von 01. Januar bis 17. Mai 2015 kamen 1.659 neue Erzeuger hinzu. Das ist ein Zuwachs von 16 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2014.

Dänemark: Bio-Exportmeister in Nordeuropa

Auch der Bio-Umsatz in den nordischen Ländern hat sich 2014 positiv entwickelt. Allerdings herrscht eine deutliche Diskrepanz beim Bio-Anteil am jeweiligen Lebensmittelmarkt. Während er in Dänemark bereits acht Prozent beträgt, liegt er beim Schlusslicht Norwegen erst bei 1,4 Prozent. In Dänemark ist mittlerweile jede vierte Karotte und jeder vierte Liter Milch Bio (29 Prozent Anteil bezogen auf den Umsatz). Dänemark ist zugleich das Land, das die meisten Bio-Produkte, unter anderem nach Deutschland, Schweden, Frankreich und die Niederlande exportiert und damit 2014 Einnahmen von 204 Millionen Euro erzielte. Bis zum Jahr 2020 soll sich dieser Wert noch einmal mehr als verdoppeln, glaubt man den Prognosen des Branchenverbands Organic Denmark aus Aarhus (DK).

Der schwedische Bio-Markt ist 2014 förmlich explodiert. Er legte ganze 38 Prozent zu und erreichte einen Marktanteil von 5,6 Prozent. Der Umsatz lag nach Angaben von Ekoweb aus Lidköping (SE) Ende 2014 bei 1,6 Milliarden Euro. «Am stärksten nachgefragt war die Warengruppe Obst und Gemüse», berichtet Cecilia Ryegård, Herausgeberin einer Fachpublikation zu Bio-Umsatzzahlen in Schweden. «Und das Beste ist: Das Wachstum hält weiter an: In den ersten sechs Monaten von 2015 rechnen wir mit einer Steigerung von mindestens 25 Prozent», ergänzt sie.

In Norwegen lag der Umsatz 2014 nach Angaben der Landwirtschaftsverwaltung bei umgerechnet 256 Millionen Euro. Trotz niedrigen Niveaus war der Zuwachs in den Supermärkten mit 28 Prozent jedoch beachtlich.

Schweiz: Höchster Bio-Konsum pro Kopf

Der Schweizer Bio-Markt wuchs 2014 um 7,5 Prozent. Der Umsatz mit Bio-Produkten stieg damit auf 2,2 Milliarden Schweizer Franken (etwa 1,8 Milliarden Euro), der Pro-Kopf-Bio-Konsum auf 269 Franken (2013: 223 Euro). Er ist der höchste Europas. Der Anteil der biologischen Nutzfläche hat 2014 ebenfalls leicht zugenommen und beträgt inzwischen 12,3 Prozent, wobei in den Bergregionen bereits jeder fünfte Hektar ökologisch bewirtschaftet wird. Der überwiegende Anteil der Bio-Produkte in der Schweiz wird über zwei große Filialisten abgesetzt. Marktführer ist Coop mit 46,5 Prozent Marktanteil am gesamten Bio-Umsatz in der Schweiz, gefolgt vom Migros Genossenschafts-Bund (27,5 Prozent). Auf den Naturkostfachhandel entfallen knapp 13 Prozent. Danach folgen andere Fachgeschäfte und Direktvermarkter. Mit plus 15 Prozent konnte die Migros den Bio-Umsatz deutlich steigern, aber auch der Naturkostfachhandel schaffte eine Steigerung von 7,4 Prozent.

Großbritannien: Markt erholt sich langsam

Nach Jahren der Stagnation in der Bio-Branche hat sich der Markt nun erholt. Mit einem Wachstum von vier Prozent konnte die Bio-Lebensmittelbranche im Vereinigten Königreich 2014 einen Umsatz von 1,86 Milliarden Britische Pfund (2,37 Milliarden Euro) erzielen.

Trend: Mehr Bio in der Gemeinschaftsverpflegung

In Frankreich wurden die Umsätze mit Bio in der Großgastronomie in den vergangenen sieben Jahren kräftig angekurbelt: Sie haben sich mehr als verfünffacht. Heute stammen 2,7 Prozent der Einkäufe für Großküchen im sozialen Bereich aus Bio-Erzeugung. 2008 waren es erst 0,6 Prozent. Das entspricht einem Geldwert von 191 Millionen Euro, der in Kantinen, Mensen und anderen Großkücheneinrichtungen verkocht wurde. Der Zuwachs lag 2014 bei elf Prozent. Bei Umfragen in Frankreich gaben 87 Prozent der Interviewten an, Interesse an einer Bio-Verpflegung in Schulen zu haben. Die europaweit größten Bemühungen um eine solche im öffentlichen Sektor unternimmt seit vielen Jahren Dänemark. Dort wurden 2014 für insgesamt 160 Millionen Euro Bio-Waren in der Gemeinschaftsverpflegung verwendet (Bild: BioFach).

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