Donnerstag, 10. Oktober 2024

Bauernproteste: Am Anfang eines Weges…

Bremerhaven. (usp) Zu den Ursachen eines Innovationsstaus zählt, dass der Blick der Betroffenen sehr lange nach innen gerichtet ist auf eigene Befindlichkeiten, bevor sie irgendwann den Blick wieder nach außen richten und Dynamiken wahrnehmen können, die außerhalb des eigenen Einflussbereichs Gestaltungskraft entfalten.

Der Blick der bundesdeutschen Bauern mit ihren idyllischen Blühstreifen ist noch sehr nach innen gerichtet. Bei allem Lamento ist der Leidensbruck noch lange nicht groß genug, um am Horizont die fundamentalen Veränderungen zu erkennen, positiv aufzunehmen und produktiv umzusetzen, die eher früher als später das Gesicht der überwiegend konventionellen Landwirtschaft verändern werden.

Angesichts der üppigen Subventionen – jeder Bundesbürger trägt per Anno 141,00 Euro dazu bei – wird es noch dauern, bis Deutschlands Bauern die Chancen erkennen, die sie eigentlich jetzt schon hätten, aber noch nicht sehen. Nicht sehen wollen. Lieber kurven sie mit ihren voll automatisierten Treckern herum, aus denen heraus sie kaum noch Kontakt zum Boden haben, den sie bewirtschaften. Lieber werfen sie dem Volk, das die Subventionen erwirtschaftet, zu geringe Wertschätzung für den Beruf des Landwirts vor. Geht’s noch?

Das ständige Ausfüllen irgendwelcher Formulare für den Subventionserhalt muss die Hirne vernebelt haben. Anders lässt sich nicht erklären, dass rückwärts gewandte Verbände immer noch bis nach Brüssel durchregieren können. Landwirte sind keine Angestellten der Industrie. Sie sind auch keine Büttel überkommener Verbandspolitik. Sie sollten freie Bauern sein mit Unternehmerherz. Sie sollten nicht nur Wetterberichte abrufen und die aktuellen Kurse für ihre Erzeugnisse kontrollieren. Sie können auch mal umschalten. Denn über den gleichen Bildschirm haben sie Zugang zum Internet. Das liefert ihnen heute Ideen und Konzepte in Überfluss. Man muss nur danach suchen. Suchen wollen.

Dann ändert sich vielleicht auch der Standpunkt. Dann sieht man hoffentlich, dass sich die Existenzfrage gar nicht stellt. Dass es nicht darum geht, ob man es noch verantworten kann, den Hof an die nächste Generation zu übergeben. Es geht um das Wie: Was muss ich tun, um meinen Betrieb auf eine Zukunft einzustellen, die aufgrund endlicher Ressourcen – bei weiterhin dynamisch wachsender Weltbevölkerung – mit der Gegenwart nicht mehr identisch sein kann?

Nicht zuletzt die hiesigen backenden Branchen wären aufgrund ihrer Abhängigkeit für beinahe jeden Sinneswandel dankbar, vermutet Ihre Ute Speer.