Dienstag, 23. April 2024
20191216-ABAKUS

Aufbruch: 2020 wird ein interessantes Jahr

Bremerhaven. (usp) Erkennen Sie, an welchem Wendepunkt wir stehen? 30 Jahre nach dem Mauerfall sind es keine realen Mauern mehr, die in sich zusammenstürzen. Es sind konventionelle Bremsen in den Köpfen, die dringend gelöst werden müssen. Jeder ostdeutsche Bäckereiunternehmer wird sich an die außerordentliche intellektuelle wie seelische Anstrengung erinnern, die es brauchte, um in einem gesamtdeutschen Leben anzukommen. Die «neue Wende» ist weder ostdeutsch noch westdeutsch. Sie ist nicht mal gesamtdeutsch. Sie betrifft Europa und die Welt und heißt Digitale Wende.

Hinterfragen Sie Gründe und Hintergründe

Wir könnten das Thema ausklammern und damit zulassen, dass Sie Ihre Zeit und Energie auf unwichtigen Nebenkriegsschauplätzen verbringen. Stattdessen rupft der WebBaecker an Ihren Gewissheiten herum und scheut die Auseinandersetzung nicht. Verlieren Sie sich nicht in Diskussionen über Kassenzettel. Blicken Sie nicht zurück. Forschen Sie nach Gründen und Hintergründen. Vor allem: Kontrollieren Sie regelmäßig, ob die Fragen, die Sie sich für Ihr Unternehmen stellen, auch wirklich der Zukunftsfähigkeit Ihres Betriebs dienen.

Die kurzfristige bundesdeutsche Perspektive

Aus Gründen, von denen wir nichts wissen wollen, wilderte in diesen Tagen noch mal der Brot-Botschafter 2015 und bundesdeutsche Digitalminister Peter Altmaier (CDU) in einem Ressort, das ihn nichts angeht – so laut und ungeschickt, dass ihn selbst die DSTG Deutsche Steuer-Gewerkschaft scharf kritisierte.

Wer ein Verfahren in letzter Minute ändern und seine Chancen optimieren will, muss immer auch die Vorgeschichte prüfen. Das bundesdeutsche Kassengesetz geht zurück auf eine EU-Richtlinie. Seit vielen Jahren strebt das Bundesfinanzministerium (BMF) in Einklang mit dieser Richtlinie die Fiskalisierung eines jeden Geschäftsvorfalls an. Erstmals offen ausgesprochen hat das CDU-Politiker Wolfgang Schäuble in seiner Funktion als Bundesfinanzminister. Sogar auf Wikipedia lässt sich nachlesen, dass der heutige Bundestagspräsident Schäuble schon 2010 einen verschärften Kampf gegen Steuerhinterzieher forderte. Sein Nachfolger 2018, der SPD-Politiker Olaf Scholz, begleitet also nur noch die Strategie, die 2016 in der Großen Koalition beschlossen und 2017 mit der Kassensicherungsverordnung (KassenSichV) in Gesetz gegossen wurde. Olaf Scholz gilt nicht von ungefähr als «Scholzomat». Das heißt: Wenn in der Verordnung steht, die Evaluierung ist für 2022 vorgesehen, dann ist sie für 2022 vorgesehen. Allerdings, und das sagt uns die beleitende Drucksache 487/17 des Bundesrats, haben Betriebe die Freiheit, bei ihren regionalen Finanzbehörden zu gegebener Zeit und mit hinreichendem Grund eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken.

Welche Summen an Schwarzgeld unterwegs sind und wie hoch der Verlust für die bundesdeutsche Solidargemeinschaft – jeden ehrlichen Steuerzahler – ausfällt, spiegelt sich in der Vehemenz wider, mit der auf den letzten Drücker aus allen Rohren mit allen möglichen und unmöglichen Argumenten gegen das Kassengesetz geschossen wurde. Soviel zur kurzfristigen bundesdeutschen Perspektive, die gerne unter den Tisch fallen lässt, dass die Belegausgabepflicht in anderen EU-Mitgliedstaaten (Österreich, Italien, Portugal, Schweden, Slowenien und Tschechische Republik) längst Realität ist und nach BMF-Angaben «gut funktioniert».

Der langfristige globale Trend

Bleibt alles wie es ist, wird das BMF der Evaluierung der KassenSichV 2022 mit Gelassenheit entgegensehen – weil sich bis dahin eine ganz andere Dynamik Bahn bricht: Die durchdringende Digitalisierung sorgt nicht nur für zunehmende Leerstände in unseren Einkaufsstraßen, sondern verändert die gesamte Handelswelt dramatisch. Wurden bis vor wenigen Jahren manuelle Vorgänge schlicht durch digitale Applikationen ersetzt, werden diese Applikationen jetzt genutzt, um auf allen Ebenen die Effizienz zu steigern. Das heißt unter anderem auch: Man wird eher weniger als mehr auf die Belegausgabe verzichten. Wobei auf Papier gedruckte Kassenzettel schnell zu ineffizienten Fremdkörpern werden können in diesen auf Durchsatz getrimmten Systemen.

Behalten Sie die Orientierung

Immer mehr Daten werden hin- und hergeschoben. Bürokratieabbau sieht anders aus und lässt sich wahrscheinlich nur noch durch adäquate Digitalisierung bewältigen, die – um beim Thema zu bleiben – Zahlungsbelege von der Ladenkasse bis zum Finanzamt in Echtzeit durchreichen könnte, ohne dass die Belege auch nur einmal manuell angefasst werden müssten.

Das geht zwar auch heute schon mit Insellösungen. Doch was ist, wenn diese Systeme plötzlich von unerwarteter Seite aus massentauglich werden? Wenn Ihre Kunden, mit denen Sie gestern noch einträchtig über die Belegausgabepflicht lästerten, Ihr Geschäft plötzlich nicht mehr verlassen wollen ohne digitalen Kassenbon? Sind Sie darauf vorbereitet?

2020 wird ein Jahr der Umbrüche sein

2020 wird ein Jahr der kleineren und größeren Umbrüche sein. Um Ihnen eine Vorstellung zu geben, in welche Richtung sich der digitale Wandel entfalten könnte und wie schnell das gehen kann, hat der WebBaecker in der letzten Woche ein Szenario skizziert, das keine technische Entwicklung enthält, die es nicht schon geben würde. Nur anders zusammengesetzt. «Alles im Griff mit der adminApp» war und ist dazu gedacht, Ihnen rechtzeitig eine Idee zu liefern, was 2020 wahrscheinlich auf Sie zukommt. Die Idee der Rewe Markt GmbH, von der wir in dieser Woche berichten – Kassenbons als PDF-Datei per E-Mail versenden – ist nicht neu und zudem schon erprobt. Sie gehört in anderen Ländern dieser Welt zum Standard- Repertoire und funktioniert im Alltag gut. Wir werden künftig sicher noch von anderen Konzepten und Ideen hören (Foto: pixabay.com).

Zusammenfassung und Fazit

Das Thema Kassenzettel hat sich überlebt. Wir befinden uns in einer Zeit des Übergangs, in der die Bedeutung des Zettels an sich massiv verliert. Doch bestehen Chancen, dass der Zahlungsbeleg als «Digitaler Kassenbon mit Mehrwert» zu neuer und weitreichender Bedeutung findet. Im Zuge der Digitalisierung sind in den letzten Jahren schon ganze Berufsgruppen und Tätigkeitsfelder verschwunden und neu entstanden. Was bitte gibt Anlass zur Hoffnung, der globale Wandel könnte auf ein paar Kassenzettel Rücksicht nehmen?!

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