Bremerhaven. (eb) In Zeiten von Covid-19 können backende Betriebe jeder Größenordnung froh sein, wenn der Umsatzverlust nur 15 bis 20 Prozent beträgt. Zwar gibt es das organisierte Bäckerhandwerk in Deutschland, das angibt, im ersten Lockdown nur 13 Prozent Umsatzminus verzeichnet zu haben. Doch selbst wenn eine Umfrage repräsentativ ist, kommt es immer noch darauf an, welche 1’000 von 10’000 Backbetrieben man fragt. Die nächste verlässliche Umsatzsteuerstatistik wird hoffentlich Klarheit bringen.
Die bundesdeutschen Großbäcker lassen sich auf Zahlenspiele gar nicht erst ein. Das liegt einerseits an den klassischen Lieferbäckereien, deren Auftragsbücher gut gefüllt sind und die vermutlich das Geschäft ihres Lebens machen. Hier und da ist die Rede von 30 Prozent Umsatzplus. Auf der anderen Seite steht die Gruppe der Großfilialisten, die derzeit mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat wie das Bäckerhandwerk. Deutliche Absatz- und Umsatzeinbrüche verzeichnet auch die mit den backenden Branchen verwandte Systemgastronomie. Nicht zu vergessen der Backwarenhandel, dem in Zeiten des ersten Stillstands um die 60 Prozent abhanden kamen. Wer weiß, wie der Handel aus dem zweiten Lockdown herauskommt.
Das sind alles keine verbürgten Zahlen sondern Schätzwerte. Aus verschiedenen Perspektiven betrachtet läge es jedenfalls nahe davon auszugehen, dass sowohl die Bäckerei-Café-Branche als auch die mit den backenden Branchen verwandte Systemgastronomie derzeit mit einem Umsatzminus von 30 bis 40 Prozent leben muss. Glücklicherweise gibt es eine Novemberhilfe und wird es eine Dezemberhilfe geben. Danach ist dann Schicht im Schacht und eine erste Impfkampagne hoffentlich in vollem Gang.
Wenn man sich vergegenwärtigt, welche Dienstleister, Food- und Nonfood-Lieferanten eng mit der Quickservice- und Foodservice-Branche zusammenarbeiten, wird allein an diesem Beispiel deutlich, welchen Druck die Corona-Pandemie gegenwärtig auf die backenden Branchen ausübt.
Vor diesem Hintergrund gelang der unlängst gescholtenen Aryzta AG – noch unter der Leitung von CEO Kevin Toland – eine beachtliche Leistung. Für das erste Quartal 2021, das bei den Großbäckern am 31. Oktober 2020 endete, weist der Konzern einen organischen Gruppenumsatz von minus 15,4 Prozent aus. Der Gesamtumsatz ging um 20,3 Prozent auf 672,6 Millionen Euro zurück. Das ist angesichts des geschilderten Drucks auf die Märkte erwartbar und angesichts der Umstände nicht schlecht. Die Segmente Quickservice und Foodservice entwickeln sich unter dem Einfluss von Covid-19 – überall auf der Welt – wenig dynamisch. Highlight: Der Konzern verfügt nach wie vor über eine starke Liquiditätsposition von rund 445 Millionen Euro zum 31. Oktober, was die Konzentration der Gruppe auf Kostenmanagement und Bargelderhaltung widerspiegelt. Die ruhige Hand, mit der Kevin Toland den Konzern führte, fehlt nun. Stattdessen beschäftigen sich die Großbäcker unter neuer Führung mit sich selbst. Wieder und wieder dreht sich das Personalkarussell. Zudem gibt es statt eines Vorstandsvorsitzenden nur einen Interim-CEO, statt eines Finanzchefs nur einen Interim-CFO. Viel kopfloser kann ein Konzern in schwieriger Zeit kaum sein. Den Bericht über das erste Quartal 2021 gibt es zum Nachlesen auf bakenet:eu (Foto: pixabay.com).
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