Hamburg. (eb) Wer sich fragt, was ihn das interessieren muss, wenn in China ein Sack Reis umfällt, hier die Erklärung: Experten sind sich längst einig, dass die größte Gefahr für den bundesdeutschen Handel nicht aus den USA droht, sondern aus Ostasien – besonders China. Darauf hatte der WebBaecker erst im Juni hingewiesen – anlässlich der Meldung, nach der sich Google mit 550 Millionen US-Dollar an JD.com Inc. beteiligt, einem der führenden E-Commerce- Unternehmen Chinas. Was wir im Juni unerwähnt ließen, weil es nicht in den Kontext passte: Die Erfolgsgeschichte eines gewissen Jeff Bezos soll sich teilweise auch darauf begründen, dass es der Amazon-Gründer immer gut verstand, chinesische Ideen auf die westlichen Märkte umzusetzen. So lauten jedenfalls Gerüchte. Was wir ebenfalls unerwähnt ließen: Neben JD.com Inc. gibt es natürlich noch einen weiteren chinesischen E-Commerce-Giganten. Die Alibaba Gruppe findet längst weltweite Beachtung.
Aufreger im Sommerloch 2018: Die beiden größten chinesischen Online-Händler bereiten den Markteintritt in Deutschland vor. Während Alibaba bereits an der Logistik arbeite, feile JD.com noch an der richtigen Strategie. Der Druck auf deutsche Händler nehme weiter zu. Das berichtet das «Handelsblatt». Allerdings schon im Mai hatten die Strategieberater der Oliver Wyman Gruppe an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass sich Alibaba und JD.com auf dem Sprung befinden und die Top 10 der deutschen Händler vermutlich schon 2525 überholt haben werden. Übrigens konstatieren auch die Strategieberater der Oliver Wyman Gruppe: Was Amazon medienwirksam in den USA pilotiert, gehört in Asien bereits zum Standardrepertoire der Onlinegiganten. Viele deutsche Händler verfolgen noch jeden Schritt von Amazon im Westen, doch die große Innovationswelle wird aus dem Osten kommen. Der Angriff werde mit höchster Digitalkompetenz erfolgen. Soll heißen: Unter Umständen kann dann selbst Amazon nicht ganz mithalten.
Zurück zum Handelsblatt dieser Tage: «Mir geht es nicht mehr nur darum, Produkte von Deutschland nach China zu verkaufen. Ich möchte auch Produkte in Europa verkaufen», sagt Richerd Liu, Gründer und Vorstandschef von JD.com, in einem Interview. Liu lasse gerade die letzten Details für den Markteintritt klären. Bis Ende 2018 soll das Konzept stehen und ein eigenes Deutschland-Büro eröffnet sein.
Etwas weiter sei da schon die Alibaba Gruppe. Der E-Commerce-Gigant habe Europa schon länger im Fokus. Derzeit baue das Unternehmen an der Infrastruktur. Zum Beispiel im belgischen Lüttich, wo ein Logistikdrehkreuz entstehe. Das Ziel sei nicht nur der Verkauf. Den Angaben zufolge will Unternehmensgründer Jack Ma Alibaba zu einem globalen Netzwerk machen. Jedes Lager, jede Stadt und jeder Haushalt sollen so verbunden sein, dass die Zustellung innerhalb von maximal 72 Stunden erfolgen kann.
Die skizzierten Entwicklungen gehören wahrscheinlich nicht zu den Top-Prioritäten im Bäckereigewerbe. Doch ein Rädchen greift ins andere. Spätestens wenn die Top 10 der deutschen Händler anfangen zu schwächeln, wird man hierzulande von einer nie dagewesenen Zeitenwende sprechen dürfen. Warten wir’s ab (Foto: pixabay.com).