Sonntag, 13. Oktober 2024

Agravis AG: schließt 2021 mit respektablen Zahlen ab

Münster. (agr) «Die Agravis Raiffeisen AG hat das zurückliegende Geschäftsjahr respektabel abgeschlossen.» So fasste Finanzvorstand Hermann Hesseler die Geschäftsentwicklung des Agrarhandels- und Dienstleistungsunternehmens im Jahr 2021 zusammen. Vor allem aufgrund eines deutlich gestiegenen Preisniveaus für Agrarerzeugnisse, Mischfutter und Energie, Dünger und Pflanzenschutz sowie hinzugewonnener Marktanteile erwirtschaftete die Agravis einen Konzernumsatz von 7,3 Milliarden Euro, rund 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch auf der Ertragsseite ging der Trend nach oben: Das Ergebnis erhöhte sich laut vorläufigem Jahresabschluss von 30,5 auf 33,2 Millionen Euro. Die Eigenkapitaldecke ist ebenfalls weiter angewachsen – auf 594 Millionen Euro. Hier wirkte sich die Ausgabe von zusätzlichen Genussscheinen im Herbst 2021 positiv aus. Um die eigene Marktposition zu festigen und Prozesse weiter zu optimieren, hat die Agravis ihr Investitionsvolumen gegenüber Vorjahr auf 53,6 Millionen Euro nochmals erhöht. Ein erheblicher Teil davon floss in digitale Projekte. Die Zahl der Mitarbeitenden ist mit 6.379 zum Jahresende praktisch konstant geblieben.

Gewinne und Dividende

«Diese Zahlen zeigen, dass die Agravis ihren Kurs konsequent umsetzt», sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Köckler in der Bilanz-Pressekonferenz der Agravis. «Wir haben die Herausforderungen angenommen und in Kundenlösungen umgesetzt – insgesamt sehen wir die Agravis solide auf dem eingeschlagenen Weg vorankommen.» Damit sei auch ein klar formuliertes Ziel erneut sichergestellt: «Agravis muss und wird dauerhaft in der Lage sein, Gewinne zu generieren und ihren Aktionärinnen und Aktionären eine Dividende auf ihre Anteile zu zahlen. Das ist in diesem Jahr wieder der Fall.» Über die exakte Höhe entscheidet unsere Hauptversammlung am 11. Mai. Sie wird abermals digital durchgeführt.

Turbulentes Geschäftsjahr

Angesichts der enormen Preisvolatilitäten, massiv gestörter Lieferketten in vielen Bereichen sowie hoher Logistikkosten aufgrund knappen und teuren Frachtraums sprach Dr. Dirk Köckler von einem «wahrlich turbulenten Geschäftsjahr». Corona, Afrikanische Schweinepest sowie die politische und gesellschaftliche Diskussion um die Ausgestaltung der Landwirtschaft ließ Köckler dabei nicht unerwähnt. «Wir stellen uns dieser Situation mit Demut und Respekt. Sie erfordert eine enorme Kostendisziplin und beschleunigt die Straffung von Strukturen und Prozessen – bei gleichzeitiger konsequenter Ausrichtung auf die Bedarfe unserer Kundinnen und Kunden», so Köckler. Gemeinsam mit den regionalen Raiffeisen-Genossenschaften habe die Agravis «die Power und das Know-how, um der starke Partner für die Landwirtschaft zu sein. Das ist unser Kerngeschäft. Darauf konzentrieren wir uns.»

Genossenschaftlicher Verbundgedanke

Der Vorstandsvorsitzende nannte eine Reihe von Projekten, mit denen der genossenschaftliche Verbundgedanke zuletzt weiter ausgebaut wurde:

  • im Mischfuttergeschäft durch Einbindung der Raisa eG in den Gesellschafterkreis der Genossenschafts-Kraftfutterwerke GmbH in Braunschweig respektive Bremerhaven sowie durch Gründung der Raiffeisen Transport Gesellschaft in der Region Ostwestfalen
  • in der Stückgut-Logistik durch Planung eines genossenschaftlichen Distributionszentrums in Nottuln,
  • im Agrarhandel, wo die Konzerngesellschaft Agravis Niedersachsen-Süd GmbH
  • das Warengeschäft der Raiffeisen Warenhandel GmbH in Rosdorf weiterführt.

Um effiziente Strukturen als Basis für mehr Geschäft ging es auch bei der Agravis Ost. Die neue Gesellschaft – entstanden aus drei wirtschaftlich eigenverantwortlichen Einheiten – ist jetzt seit gut einem Jahr erfolgreich am Markt tätig: mit konsequenter Kundennähe und noch schlankeren, schnelleren internen Prozessen, die die Mitarbeitenden entlasten und ihnen zusätzliche Zeitfenster für das Kundengeschäft eröffnen.

Brückenbauer und Digitalisierungstreiber

Mit Blick nach vorn fülle die Agravis gern weiter proaktiv ihre Rolle als Brückenbauer und Digitalisierungstreiber aus. Die digitale Transformation gelte es kundenfokussiert und mit Augenmaß umzusetzen. «Wir sehen in der Digitalisierung die Chance und einen Auftrag an uns selbst, im genossenschaftlichen Verbund passgenaue digitale Bausteine für unsere Kunden zu etablieren», unterstrich Dr. Dirk Köckler. Er gab gegenüber den Journalistinnen und Journalisten zudem ein klares Bekenntnis zur nachhaltigen Landwirtschaft ab. «Wir leben Nachhaltigkeit aktiv – und zwar nicht weil Politik und Gesellschaft hier Druck ausüben, sondern aus Überzeugung. Ein Fokus unserer Nachhaltigkeitsaktivitäten liegt auf umsetzbaren und markttauglichen, ganzheitlichen Konzepten.» Als Innovationstreiber werde die Agravis gemeinsam mit der Landwirtschaft Pflanzenbau und Tierhaltungssysteme nachhaltig weiterentwickeln. «Unser Ziel: Weniger Emissionen und mehr Ertrag, getrieben durch Innovationen und digitale Technologien.» Parallel treibe die Agravis die Energieeffizienz im eigenen Unternehmen voran.

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2022

Angesichts der «Zeitenwende» durch den Ukraine-Krieg und den damit verbundenen historischen Marktverwerfungen und vor dem Hintergrund der übrigen Herausforderungen hat die Agravis das Jahr 2022 konservativ geplant. «Beim Umsatz gehen wir in 2022 von 6,8 Milliarden Euro aus und beim Ergebnis vor Steuern streben wir mit 31,1 Millionen Euro einen Wert an, der mit der gegenüber 2021 leicht reduzierten Umsatzerwartung korrespondiert», blickte Dr. Dirk Köckler realistisch auf die kommenden Monate voraus. Die Investitionssumme soll 50,8 Millionen Euro erreichen, das Eigenkapital auf 613 Millionen Euro ansteigen.