Berlin. (fw) Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch Deutschland hat die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen scharf kritisiert. Die Finanzwetten an den Rohstoffbörsen würden die aktuellen Preisanstiege zusätzlich befeuern. Die Europäische Union müsse wirksame Handelsschranken, sogenannte Positionslimits, festlegen. Das sei bislang jedoch am Einfluss der Finanzlobby gescheitert.
«Die Preise steigen, weil Unternehmen und Regierungen befürchten, nicht mehr ausreichend Weizen, Sonnenblumenöl oder andere Grundnahrungsmittel kaufen zu können. Finanzspekulanten befeuern die stark steigenden Agrar-Rohstoffpreise zusätzlich: Sie wetten auf steigende Preise und hoffen auf rasche Gewinne. Es braucht Transparenz darüber, wer über welche Getreidereserven verfügt – nur so kann der Angst vor Knappheit begegnet werden. Die EU muss dringend Limits festlegen und so die Wetten auf steigende Preise beenden» fordert Matthias Wolfschmidt, Strategiedirektor von Foodwatch International.
Die Lebensmittelpreise sind in den letzten Wochen weltweit massiv gestiegen. Laut den Vereinten Nationen liegen die Preise um 34 Prozent höher als vor einem Jahr und haben den höchsten Stand seit 1990 erreicht. Die Preise steigen aus zwei Gründen: Zum einen fürchten Unternehmen und Händler aufgrund des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands ein verknapptes Angebot von Weizen, Pflanzenölen und Phosphat-Dünger aus der Schwarzmeer-Region sowie von Erdöl und Erdgas aus Russland. Zum anderen befeuerten Finanzwetten auf steigende Rohstoffpreise die Preise zusätzlich.
Die Preissteigerungen an den Rohstoffbörsen in Paris und Chicago seien laut Foodwatch nicht zuletzt erheblichen Versäumnissen der EU-Kommission und der US-Regierung geschuldet. EU und USA hätten die ihnen unterstellten Finanzmarkt-Aufsichtsbehörden seit Jahren nicht zur Durchsetzung wirksamer Spekulations-Begrenzungsinstrumente gedrängt und im Jahr 2020 sogar Deregulierungen durchgeführt. Als eines der Resultate benötige zum Beispiel das «World Food Programme» der Vereinten Nationen gerade 50 Prozent mehr Geldmittel als 2019 für seine Aufgaben.
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