Kopenhagen / DK. (15.04. / gtai) Im dänischen Einzelhandel mit Nahrungsgütern lassen sich zwei klare Wachstumstrends beobachten. Die Discounter mit ihren preiswerten Offerten bauen ihr Marktgewicht stetig aus. Zugleich setzt sich der seit einigen Jahren anhaltende Boom im Absatz mit teureren Ökolebensmitteln fort. Die Anbieter von Waren im mittleren Preissegment dagegen verlieren an Marktanteilen. Branchenkenner erwarten in der Ökosparte in den nächsten fünf Jahren eine Verdoppelung des Einzelhandelsumsatzes -- berichtet Germany Trade and Invest. «Es sind zumeist ein und dieselben Kunden, die mehr Discountprodukte und mehr ökologische Nahrungsgüter kaufen», meint Flemming Birk, Experte für Verbrauchertrends beim Retail Institute Scandinavia A/S. Die Menschen achten heute stärker darauf, was sie verzehren. Vor allem Frauen und Familien mit kleineren Kindern greifen zunehmend zu Ökoprodukten. Sie kaufen aus Angst vor Allergien häufig nur Biolebensmittel und sparen lieber an anderer Stelle. Die zweitgrößte Verbrauchergruppe sind gesundheits- und ökologiebewusste Gutverdiener.
Nach ersten Hochrechnungen wurden in den dänischen Discount- und Supermärkten sowie Warenhäusern 2008 Ökolebensmittel für rund 600 Millionen Euro verkauft. Dies entsprach einem Wachstum gegenüber 2007 um ein Viertel und fast einer Verdoppelung des Umsatzes von 2005. Der Anteil der Produktgruppe am Gesamtumsatz im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel ist heute in Dänemark mit 6,5 Prozent in etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. In der Hauptstadtregion erreicht die Quote schon hohe 15 Prozent.
Kenndaten der Ökobranche im konventionellen LEH Dänemarks (1)
Kenndaten |
2005 |
2006 |
2007 |
2008 (2) |
Umsatz in Millionen Euro |
307 |
362 |
483 |
604 |
Wachstumsrate -- Veränderungen gegenüber Vorjahr |
12,0% |
17,9% |
33,4% |
25,0% |
Anteil am Gesamtumsatz mit Nahrungs- und Genussmitteln |
3,9% |
4,6% |
5,8% |
6,5% |
(1) Der Verkauf von Ökoprodukten an öffentliche Versorger über den Großhandel und das Catering betrug 2007 zirka 67 Millionen Euro. Im Direktverkauf (Hofläden), in Minimärkten, Gärtnereien, Naturkostläden und im Lebensmittelhandwerk (Bäckereien und Fleischereien) wurden Ökolebensmittel für weitere 94 Millionen Euro verkauft -- (2) Schätzung / Hochrechnung -- Quellen: Danmarks Statistik, Ökologisk Landsforening.
Im Schnitt gab 2008 jede Dänin und jeder Däne rund 110 Euro für Ökoprodukte aus (ohne Catering, Direktvertrieb und Lebensmittelhandwerk). Damit liegen sie in der EU klar an der Spitze. Als Hauptmotor für das Ökogeschäft erweist sich die große Sortimentsausweitung bei den Discountern und Supermärkten. Heute werden im Land gut 5.000 verschiedene ökologische Nahrungs- und Genussmittel in den Handelseinrichtungen für Waren des täglichen Bedarfs vertrieben, gegenüber 4.400 und 3.700 in den Jahren 2007 und 2006.
Auch im gesamtwirtschaftlich schwierigen Jahr 2009 rechnen die Handelsketten mit einem Marktzuwachs. Es ist das ökologische und Gesundheitsbewusstsein, das in den Kaufentscheidungen der Kunden zunehmend Priorität gewinnt, sagt Anders Jensen, Einkaufs- und Marketingdirektor von Rema 1000. Die Billigpreiskette gehört zusammen mit dem Discounter Kiwi zu den Händlern mit der größten Auswahl an Ökolebensmitteln. Umsatzstärkster Einzelakteur aber sind die rund 390 Netto-Niedrigpreismärkte von Dansk Supermarked. Sie kamen 2008 mit einem geschätzten Verkaufsergebnis von etwa 87 Millionen Euro auf einen Marktanteil von 14,5 Prozent. Auf Rang zwei folgen die genossenschaftlichen COOP-Supermärkte SuperBrugsen (zwölf bis 13 Prozent).
Als absoluter Trendsetter gilt die ebenfalls zum COOP-Ladennetz gehörende Supermarktkette Irma. Der Händler meldete für das 1. Halbjahr 2008 in der Ökosparte ein Umsatzplus von 37 Prozent und erwirtschaft mit Ökoprodukten bereits mehr als ein Viertel seines Gesamtumsatzes. Den Wachstumsschub erklärt der Einkaufsdirektor Hans Christian Ipland mit dem deutlich verbesserten kundenspezifischen Angebot an schmackhaften ökologischen Qualitätswaren. Er habe stetig 700 bis 1.000 Ökoprodukte in den Regalen der 83 Irma-Märkte. Das gesamte COOP-Imperium mit seinen neun Handelskonzepten steht für zwei Fünftel des landesweiten Absatzes von Biolebensmitteln.
Absatzkanäle in der Ökobranche im 1. Halbjahr 2008 -- Anteile am Gesamtumsatz
Kanal |
Anteil |
Discountläden |
28,1% |
Supermärkte |
32,8% |
Warenhäuser |
15,0% |
Niedrigpreishäuser |
4,7% |
Minimärkte |
3,8% |
Alternative Kanäle (Hofläden, Minimärkte, Gärtnereien u.a.) |
10,9% |
Andere Kanäle (Fachhandel) |
4,7% |
Quelle: Ökologisk Landsforening
Auch reine Öko-Supermärkte sind auf dem Vormarsch. Die Egefeld Food Company eröffnete 2006 und 2008 in der Hauptstadtregion ihre ersten beiden Egefeld-Märkte. Sie werden von den Großhändlern SuperGros, Solhjulet, Gröne Fokus, Helsam und Urtekram sowie rund 30 Herstellern und Importeuren, darunter auch zahlreichen Firmen aus Deutschland, beliefert. Der Marktinhaber, Jesper Egefeld Schimming, will langfristig eine kleine, landesweit tätige Ladenkette aufbauen. Ein zügiger Ausbau seines Konzeptes scheitert bisher am knappen und zu teuren Angebot an geeigneten Ladenflächen. Ende November nahm auf dem Kopenhagener Kultorvet (Kohlemarkt) der erste 100-prozentige Öko-Käseladen seinen Betrieb auf. Er bietet seinen Kunden mehr als 120 Käsesorten.
Henrik Hindborg, Marketingdirektor der Branchenorganisation Ökologisk Landsforening (Ökologischer Landesverband), rechnet bis 2013 mit einer Verdoppelung des jährlichen Einzelhandelumsatzes in der Ökobranche auf 1,2 Milliarden Euro. Viele große Handelsketten teilen nicht nur die Zuversicht, sondern tragen durch den Ausbau ihrer Öko-Aktivitäten in den Märkten für eine umweltbewusste und gesunde Ernährung aktiv zum Absatzwachstum bei.
Das Ökosegment verspricht ausländischen Anbietern attraktive und wachsende Absatzchancen auf dem dänischen Markt. Vor allem in den Sektoren Milchprodukte, Obst und Gemüse, Getreideerzeugnisse sowie Fleisch- und Wurstwaren gibt es ein großes Betätigungsfeld. Während der letzten «BioFach» im Februar, Weltleitmesse für die Ökobranche, genoss Dänemark den Status als «Land des Jahres». Viele deutsche Unternehmen nutzten hier die Chance, mit dänischen Bio-Produzenten und Bio-Händlern in Kontakt zu kommen. Dänemark kommt auch als Beschaffungsmarkt für Ökoprodukte eine wachsende Bedeutung bei. Die dänischen Exporte in der Sparte stiegen 2007 um mehr als 70 Prozent auf 64 Millionen Euro und dürften 2008 die 100-Millionen-Euro-Marke erreicht haben. Die Lieferungen sind vor allem für Kunden in den Ballungsgebieten Berlin und Hamburg bestimmt.
Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes mit Öko-Lebensmitteln nach Gruppen
Produktgruppe |
2005 |
2006 |
2007 |
Umsatz insgesamt in Millionen Euro |
307 |
362 |
483 |
Milch- und Käseerzeugnisse |
124 |
140 |
164 |
Reis, Brot, Teigwaren, Mehl, Graupen, Gries, Gebäck |
31 |
39 |
62 |
Gemüse |
36 |
44 |
61 |
Fleisch, Wurstwaren, Konserven |
26 |
34 |
41 |
Obst |
17 |
23 |
36 |
Eier |
26 |
30 |
36 |
Speisefette und -öle |
17 |
18 |
22 |
Säfte, Fruchtsäfte, Wein und Bier |
7 |
8 |
21 |
Kaffe, Tee, Kakao |
9 |
10 |
14 |
Zucker, Eingemachtes (Marmelade), Süßigkeiten, Schokolade, Speiseeis |
7 |
8 |
14 |
Gewürze, Suppenwürfel, Babynahrung |
7 |
8 |
12 |
Angaben in Millionen Euro. Quelle: Berechnet nach Angaben von Danmarks Statistik, Kopenhagen
Kontaktanschrift:
Ökologisk Landsforening / Organic Denmark
Silkeborgvej 260
DK-8230 Aabyhoj
Telefon: 0045/873227-00
Telefax: 0045/873227-10
E-Mail: info@okologi.dk
Internet: okologi.dk -- organicdenmark.dk
Ansprechpartner:
Henrik Hindborg, Marketingleiter, Klaus Bentzen, Exportleiter
Dem Verband gehören rund 800 Ökolandbetriebe, rund 100 Nahrungsmittelverarbeiter und -händler sowie zahlreiche Verbraucher an -- berichtet Germany Trade and Invest.
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