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 Ausgabe 04/09 -- 23. Januar 2009

09. Jahrgang 

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Nafta-Desaster: Mexikos Agrarmarkt von US-Importen überrollt



Mexiko City / MX. (22.01. / gtai) Im mexikanischen Agrarsektor macht sich Krisenstimmung breit. Die Einfuhren von Getreide (Weizen, Mais, Reis und Sorghumhirse) aus den USA schnellten von Januar bis Oktober 2008 um 56 Prozent in die Höhe. Dies teilte die mexikanische Statistikbehörde Inegi mit. Ursache ist die vollständige Öffnung des Kapitels Landwirtschaft in den Nafta-Verträgen seit Januar 2008. Die nachgelagerte Lebensmittelindustrie hofft für 2009, wenigstens die Umsatzzahlen aus 2008 halten zu können. Investitionen sind bis auf weiteres zurück gestellt.

Der Wert der Gesamtimporte von US-Agrarprodukten summierte sich im Lauf der ersten zehn Monate 2008 auf 19,3 Milliarden US-Dollar. Ein Jahr zuvor hatte der Wert 15,3 Milliarden US-Dollar betragen. 2008 machte allein die Einfuhr verschiedener Getreidearten 3,9 Milliarden US-Dollar aus (Januar bis Oktober 2007: 2,5 Milliarden US-Dollar). Hinzu kam, dass 2008 die höchsten Preise seit Jahren für Agrargüter auf dem Weltmarkt zu zahlen waren, so auch für Erzeugnisse aus den USA.

Insgesamt erwirtschaftete der mexikanische Agraraußenhandel einen Passivsaldo von 5,5 Milliarden US-Dollar und stellte damit 49 Prozent des gesamten Außenhandelsdefizits Mexikos. Das komplette Außenhandelssaldo lag nach den ersten zehn Monaten 2008 bei einem Minusbetrag von 11,1 Milliarden US-Dollar. Ein Jahr zuvor hatten die Agrareinfuhren mit 3,4 Milliarden US-Dollar erst 39 Prozent am Außenhandelsdefizit von 8,7 Milliarden Euro gehalten. Zu konstatieren ist ein Anstieg des Passivsaldos um 27 Prozent (Oktober 2007 / Oktober 2008), wobei das Agrarhandelsdefizit überproportional um 60 Prozent anschwoll.

Defizitär gestaltet sich der mexikanischen Agrargüterhandel besonders bei Getreide, Samen für Ölkulturen und Ölfrüchten, Fleisch und Produkten daraus, Milch und Milchprodukten, Eiern, Honig sowie bei tierischen und pflanzlichen Fetten. Allein die Einfuhr von Mais stieg im Zeitraum Januar bis Oktober 2008 auf 2,82 Milliarden US-Dollar (plus 67 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Bei Weizen betrugen die Importe 1,83 Milliarden US-Dollar (plus 57 Prozent). Samen für Ölkulturen und Ölfrüchte stiegen im gleichen Zeitraum im Einfuhrwert auf 3,51 Milliarden US-Dollar (plus 62,5 Prozent).

Für Fleisch gaben mexikanische Importeure 2,7 Milliarden US-Dollar aus (plus 17 Prozent). Milch, Eier und Honig kosteten 1,3 Milliarden US-Dollar (plus 4,2 Prozent). Tierische und pflanzliche Fette schlugen in der Einfuhrstatistik mit 1,3 Milliarden US-Dollar zu Buche (plus 55 Prozent).

Von den insgesamt 23 Agrargütern, die das Statistikamt Inegi (Instituto Nacional de Estadística e Geografía) berücksichtigt, erzielten nur zehn eine positive Außenhandelsbilanz. Dazu gehörten Gemüse, lebende Pflanzen und Erzeugnisse der Ziergärtnerei, Wurzel- und Knollkulturen, Getränke, Essig, frische Fischereierzeugnisse, Backwaren, Zuckerwaren, Kaffee und Tee sowie lebende Tiere.

Für den Nationalrat der ländlichen Institutionen und der Fischereiwirtschaft (Conorp) fällt die Schuldzuweisung für die entstandene Situation in der Landwirtschaft recht einfach aus. Gemäß Conorp begnüge sich die mexikanische Bundesregierung im Fall von Kleinproduzenten, die teilweise in Verhältnissen der Subsistenzwirtschaft leben, mit Assistenzprogrammen, wogegen die Großflächen- und Exportbetriebe großzügige Zuwendungen erhielten. Damit werde laut Conorp weder die Krise in der Landwirtschaft bekämpft noch die Armut auf dem Land, die häufig Ursache für den Emigrationsdruck in Richtung USA sei.

Die gestiegenen Weltmarktpreise für Nahrungsmittel 2008 brachten der Landwirtschaft höhere Erlöse. Doch sind gleichzeitig die Produktionskosten gestiegen, etwa die Preise für Düngemittel, Treibstoffe, Elektroenergie und Saatgut. Gemäß Oxfam International verteuerten sich die Produktionskosten von 2000 bis 2008 um 80 Prozent. Der Preisausschlag nach oben betrug bei Düngemitteln sogar 130 Prozent und bei Herbiziden und Pestiziden 102 Prozent.

Die Lebensmittelverarbeitung erwartet im Krisenjahr 2009 keine Zuwächse. Wenn alles gut läuft, könnten die Absatzzahlen aus 2008 gehalten werden, sagte Amadeo Ibarra, Leiter der Arbeitsgruppe Agroindustrie in der Konföderation der Industriekammern (Concamin), gegenüber der Presse. Nach seinen Worten befinden sich vorerst sämtliche Investitionen in diesem Industriezweig auf Eis. Es werde erst einmal abgewartet, wie sich die Absatzlage in Mexiko im Rezessionsjahr 2009 entwickele, heißt es.

Am schwierigsten sieht die Lage Ibarra zufolge bei den Herstellern von Knabberware aus, ein Produkt, auf das Familien in wirtschaftlich schwierigen Zeiten am ehesten verzichten. Kritisch sieht Concamit Einfuhrzollsenkungen der Regierung auf verarbeitete Lebensmittel. Seitens der Regierung ist geplant, neben Speiseöl die Einfuhrbestimmungen für weitere Nahrungsmittelarten zu lockern.

Dass die Lebensmittelindustrie schon fast traditionell starke Schwankungszyklen durchläuft, die neben wirtschaftlichen auch soziale Ursachen haben, zeigt die Quote des Erwerbszweigs an der Bildung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der letzten vier Jahre. So lag dieser Anteil 2004 (jeweils zum Ende des dritten Quartals nach Angaben von Inegi) bei 2,97 Prozent, 2005 bei 3,23 Prozent, 2006 bei lediglich 0,88 Prozent, 2007 bei 1,62 Prozent und zuletzt 2008 bei 1,72 Prozent (Quelle: Germany Trade and Invest).

 
Deutsche Agrarexporte nach Mexiko (in 1.000 Euro):
Quelle: Destatis 2006 2007 Jan-Aug 2008
Pferde 5.280 3.681 2.743
Milch, Milcherzeugnisse, ausgenommen Butter und Käse 4.056 16.780 4.223
Käse 2.142 1.218 1.425
Fleisch und Fleischwaren 7 k.A. 23
Fische, Krebstiere, Weichtiere, Zubereitungen daraus 68 14 12
Tierische Öle und Fette 8 71 35
Nahrungsmittel tierischen Ursprungs 166 33 78
Getreideerzeugnisse, ausgenommen Reiserzeugnisse 847 335 1.315
Backwaren und andere Zubereitungen aus Getreide 2.448 2.105 899
Hülsenfrüchte k.A. 22 k.A.
Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse 7.809 8.349 5.015
Schalen- und Trockenfrüchte 59 18 7
Gemüsezubereitungen und Gemüsekonserven 121 211 211
Obstzubereitungen und Obstkonserven 994 2.651 151
Obst- und Gemüsesäfte k.A. 11 3
Kakao und Kakaoerzeugnisse 1.408 2.414 1.859
Gewürze 77 63 54
Zuckerrüben, Zucker, Zuckererzeugnisse 1.543 5.686 1.005
Ölfrüchte 21 7.911 k.A.
Pflanzliche Öle und Fette 1.082 596 653
Kleie, Abfallerzeugnisse zur Viehfütterung und Futtermittel 321 347 101
Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs 7.120 8.195 73.42
Lebende Pflanzen und Erzeugnisse der Ziergärtnerei 188 144 184
Hopfen 113 223 289
Kaffee 19 73 k.A.
Tee und Mate 212 248 214
Rohtabak und Tabakerzeugnisse 2.591 2.976 1.262
Bier 437 580 289
Branntwein 1.126 1.504 1.101
Wein 2.638 2.922 2.150

 

DIESER BEITRAG GEHÖRT ZUM WEBBAECKER INFODIENST FÜR DIE 04. KALENDERWOCHE 2009

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