Schwalmtal / Frankfurt. (14.08. / lag / eb) Die Kamps GmbH, führende und nach eigenen Angaben handwerkliche Bäckereikette in Deutschland, wird wieder eigenständig und konzernunabhängig am Markt agieren. Mit dem Verkauf aller Anteile des Unternehmens durch die Lieken AG, eine 100-prozentige Tochter der Barilla Iniziative S.R.L., im Rahmen eines Management-Buy-Outs setzt das Unternehmen den erfolgreich initiierten Kurs hin zu neuem Wachstum weiter fort. So steht es wörtlich in der Pressemitteilung der Lieken AG, die noch kleiner Ergänzungen bedarf:
Die Barilla Gruppe hatte bereits 2008 versucht, die Bäckereikette Kamps zu verkaufen, war jedoch an ihren Preisvorstellungen gescheitert -- im Gespräch waren 100 Millionen Euro. Auch Heiner Kamps als Gründer der Kette hatte Interesse an einem Rückkauf gezeigt, konnte sich aber ebenfalls nicht mit Barilla einigen. Auch das eingangs erwähnte «neue Wachstum» ist Auslegungssache: Guido Barilla hatte 2002 die Mehrheit an der damaligen Kamps AG -- heute Lieken AG -- für 1,8 Milliarden Euro übernommen. Für die restlichen Anteile musste der italienische Konzern später gut 430 Millionen Euro draufzahlen. Ein hoher Preis, denn über die Jahre hat Barilla mehr als eine Milliarde Euro auf die von Heiner Kamps übernommenen Geschäftszweige abgeschrieben. Der Preis für das jetzt verkaufte Filialgeschäft Kamps GmbH dürfte nach Brancheninformationen bei gerade mal 30 bis 40 Millionen Euro liegen.
Weiter im Lieken-Text: Neuer Mehrheitseigentümer ist der von der ECM Equity Capital Management GmbH in Frankfurt am Main verwaltete Eigenkapitalfonds German Equity Partners III, heißt es weiter in der Presseinfo. Neben dem ECM-Fonds beteiligt sich auch das Management um Geschäftsführer Jaap Schalken mit einem signifikanten Anteil an dem Unternehmen. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen Lieken und German Equity Partners III wurde unterzeichnet. Der Gesellschafterwechsel wird demnächst vollzogen.
Langfristig orientierter Gesellschafter sichert Kontinuität
Die Kamps GmbH ist mit fünf Handwerksbäckereien und 900 Standorten Deutschlands größte handwerkliche Bäckereikette und gehört zu den größten deutschen Franchisegebern. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 eigene Mitarbeiter, über 700 Franchise-Partner und über 4.000 Mitarbeiter der Franchise-Partner. 2009 erzielte Kamps einen Außenumsatz von mehr als 300 Millionen Euro.
«Wir freuen uns, mit ECM einen erfahrenen und langfristig orientierten Partner gefunden zu haben, mit dem wir unsere erfolgreich initiierte Strategie fortsetzen können», sagte Jaap Schalken als Geschäftsführer der Kamps GmbH anlässlich der Vertragsunterzeichnung. «In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, die Basis für eine profitable Weiterentwicklung unseres Unternehmens zu schaffen. Kamps verfügt über eine hohe Markenbekanntheit und eine starke Position im traditionell mittelständisch geprägten deutschen Markt für Backwaren. Besonders die 2009 begonnene Einführung unseres neuen Kamps Backstuben-Konzepts -- einer Erlebnisbäckerei in 1-A City-Lagen und stark frequentierten Standorten wie Shopping Centern, Bahnhöfen oder Flughäfen -- wird unserem Geschäft deutliche Wachstumsimpulse geben und unsere führende Marktposition weiter stärken».
100 neue Erlebnisbäckereien in den nächsten fünf Jahren geplant
Zu den wichtigsten strategischen Zielen der neuen Eigentümer zählt die Eröffnung weiterer Erlebnisbäckereien. Heute gibt es 13 Kamps Backstuben im Bundesgebiet, in den nächsten fünf Jahren sollen es 100 Standorte sein. Darüber hinaus werden weitere strategische Optionen für einen rentablen Wachstumsprozess evaluiert. Dazu zählen neben der konsequenten Umsetzung des Kamps Backstuben-Konzepts auch eine erhöhte Auslastung und Effizienzsteigerung einzelner Handwerksbäckereien. In den kommenden Monaten werden hierzu verschiedene Alternativen -- ein schnelleres organisches Wachstum, Verkäufe oder auch Zukäufe -- im stark fragmentierten deutschen Bäckereimarkt geprüft.
ECM-Mann Richard Gritsch sagte anlässlich der Bekanntgabe der Transaktion: «Kamps weist seit einigen Jahren eine positive Entwicklung aus. Das Unternehmen ist im deutschen Markt für Backwaren sehr gut positioniert, verfügt über eine hohe Markenbekanntheit, hat mit dem Kamps Backstuben-Konzept eine zukunftsorientierte Strategie entwickelt, um vom wachsenden Trend der Außer-Haus-Gastronomie zu profitieren und hat ein kompetentes, hoch motiviertes Managementteam. Wir unterstützen die Strategie des Managements und sind vom langfristigen Erfolg sowie dem nachhaltigen Potenzial des Unternehmens überzeugt. Das erfahrene Management-Team um Jaap Schalken werden wir bei der Identifizierung und Realisierung der nächsten Strategieschritte beratend begleiten».
Die Kamps GmbH ist Deutschlands größter handwerklicher Bäcker. Die erste Kamps Bäckerei wurde 1982 in der Düsseldorfer Friedrichstraße eröffnet. Heiner Kamps hatte die Bäckerei-Gruppe 1998 an die Börse gebracht. 2002 kaufte Barilla das Bäckerei-Imperium für 1,8 Milliarden Euro. Heute gibt es rund 900 Kamps Bäckereien in Deutschland, die handwerklich hergestellte, frische Backwaren anbieten. Über 90 Prozent der Bäckereien werden von Franchise-Partnern geführt. Täglich kaufen etwa 500.000 Kunden in den Kamps Bäckereien ein. 2009 wurde begonnen, bundesweit in Lagen mit hoher Verkehrsdichte das Kamps Backstuben-Konzept zu realisieren. Das Konzept Kamps Backstube steht als moderne Premium-Bäckerei für erlebbare Frische und Handwerklichkeit, in der die Kunden dem Bäcker über die Schulter schauen können.
Die ECM Equity Capital Management GmbH ist eine unabhängige Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie berät oder verwaltet den Eigenkapitalfond German Equity Partners III mit einem Fondsvolumen von 250 Millionen Euro. Der Investmentschwerpunkt liegt auf etablierten, mittelständischen Unternehmen im produzierenden und Dienst leistenden Bereich sowie im Handel. Die bevorzugten Umsatzgrößen bewegen sich zwischen 25 und 500 Millionen Euro. Geografisch liegt der Investitionsschwerpunkt im deutschsprachigen Europa. Häufig investieren die von ECM verwalteten Fonds in Management-Buy-Outs von Unternehmen. Investitionsmöglichkeiten ergeben sich einerseits bei Nachfolgeregelungen im Mittelstand und andererseits durch den Verkauf von Randaktivitäten seitens großer Konzerne.
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