Berlin. (19.10. / zdh) Einen «Pakt für Fachkräftesicherung» in der Nachfolge des Ausbildungspaktes fordert der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Geschäftsführer Holger Schwannecke: «Dieser neue Pakt muss Wege finden, um sämtliche Potenziale auf dem Ausbildungsmarkt zu erschließen». Im Handwerk bleiben in diesem Jahr 9.000 Lehrstellen unbesetzt, da es in vielen Regionen an Bewerbern mangelt.
«Im kommenden Jahr läuft der Ausbildungspakt aus. Er hat seine Wirkung getan. Viele Betriebe haben in den vergangenen Jahren erstmals ausgebildet und sind mittlerweile eine Stütze der Ausbildung geworden. Viele junge Menschen sind über die neu eingeworbenen Lehrstellen, über das Instrument der Einstiegsqualifizierung und weitere zusätzliche Aktivitäten zu ihrem Ausbildungsplatz gekommen. Doch jetzt ändert sich die Situation. Angesichts der sinkenden Zahl der Bewerber müssen wir in der Nachfolge des Ausbildungspakts einen Pakt für Fachkräftesicherung schließen. Dieser neue Pakt muss Wege finden, um sämtliche Potenziale auf dem Ausbildungs- und Weiterbildungsmarkt für die Fachkräftesicherung zu erschließen.
Denn der Wirtschaft gehen die Lehrstellenbewerber aus. Allein im Handwerk sind zurzeit noch rund 9.000 Lehrstellen unbesetzt. Das sind 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Viele dieser Lehrstellen werden frei bleiben - auch solche aus den beliebtesten Top-10-Berufen des Handwerks. Dafür gibt es viele Gründe.
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Die Schulabgänger in den neuen Bundesländern besetzen zuhause die Lehrstellen. Dafür fehlen sie plötzlich als Bewerber in den angrenzenden Bundesländern, vor allem in Hessen und Bayern. |
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Die Zahl der Schulabgänger im Osten ist allein in diesem Jahr um 26.000 Personen geschrumpft, der starke Geburtenrückgang nach der Einheit macht sich bemerkbar. Die Betriebe finden also auch dort nicht ausreichend Nachwuchs, hunderte Lehrstellen in jedem Kammerbezirk bleiben unbesetzt. |
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Schon im vergangenen Jahr haben viele ausbildungsfähige und ausbildungswillige Altbewerber eine Lehrstelle gefunden. In diesem Jahr gab es daher auch aus diesem Kreis nur noch sehr wenige Bewerber. |
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Die Mobilität der Bewerber hat abgenommen. In vielen ländlichen Regionen wird es immer schwieriger, Nachwuchs zu rekrutieren. |
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Vollzeitschulische Angebote werden stärker genutzt. Offenbar vermittelt diese Form der Ausbildung fälschlicherweise mehr Sicherheit als die betriebliche Ausbildung. |
In einigen Arbeitsagentur-Bezirken fällt - mangels übrig gebliebener Bewerber - die Nachvermittlung im Oktober aus, in anderen kommt nur ein Bruchteil der angeschriebenen potenziellen Bewerber. Wer jetzt noch als «Suchend» gemeldet ist, hat offenbar andere Ziele als die Ausbildung im dualen System.
Bei den Handwerkskammern wurden bis zum 30. September 143.121 neue Ausbildungsverträge registriert, das sind 9.324 oder minus 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr um diese Zeit. Im Osten liegen die Vertragszahlen acht Prozent unter Vorjahresniveau, in den alten Bundesländern um 5,8 Prozent; insgesamt verzeichnen wir ein Minus von 6,1 Prozent. Erfahrungsgemäß werden sich diese Zahlen bis zum Jahresende noch verbessern, aber die Rekordzahl der beiden Vorjahre werden wir nicht erreichen.
Natürlich - die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf einzelne Branchen wie die industriellen Zulieferer und Dienstleister, die Kraftfahrzeugbranche oder den Metallbau haben zu einem leicht zurückgehenden Angebot auch im Handwerk geführt. In anderen Branchen sucht man jedoch weiter händeringend nach Auszubildenden. Und wir erwarten für die kommenden Jahre eine Verschärfung dieses Problems. Denn die Zahl der Schulabgänger wird auch im Westen weiter abnehmen.
Vor diesem Hintergrund werden die Handwerksorganisationen zur Vermeidung eines zukünftigen Fachkräftemangels im Handwerk ihr hohes Engagement bei der Einwerbung und Besetzung von Ausbildungsplätzen weiter aufrecht erhalten. Bereits in diesem Jahr wurden die Aktivitäten deutlich gesteigert, wie Sie der gedruckt vorliegenden Paktbilanz des Handwerks entnehmen können.
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