Freitag, 29. März 2024
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Kaffeegeschäft: Global Player lernen schnell

Hamburg. (eb) «Das Beste kommt zum Schluss», dachten sich der WebBaecker in dieser Woche. Auslöser war ein Beitrag in der Tagespresse unter dem Titel «44.000 Bäcker gegen Starbucks», der ganz klar die vermeintliche Überlegenheit des bundesdeutschen Bäckerhandwerks gegenüber Starbucks, McCafé + Co. herauskehrt. Wer die Branche mit ihren Stärken, aber auch ihren Sorgen und Nöten einigermaßen kennt, der sollte die Einstellung, die der genannte Beitrag vermittelt, nicht zum Maßstab nehmen. Denn nichts ist gefährlicher, als sich zurückzulehnen und in einem Erfolg zu sonnen, der immer nur geliehen ist.

Unsere Meinung in dieser Woche zum Kaffeekonsum in bundesdeutschen Bäckereien: «Kann so bleiben, muss aber nicht». Arbeiten der Starbucks Konzern und die Rewe Supermärkte künftig zusammen, wird der führende Lebensmittel-Einzelhandel und natürlich auch Discount mit großem Interesse verfolgen, wie die Zusammenarbeit gedeiht – und ganz klar Schlussfolgerungen daraus ziehen.

Je nachdem, wie das Rewe-Starbucks-Kaffeegeschäft zu bewerten ist, könnte dem LEH und/oder Discount darüber hinaus die Rolle zufallen, als Türöffner für andere Global Player zu fungieren, die sich im Kaffeegeschäft tummeln. Hierzulande kaum bekannt, würden Tim Hortons, Costa Coffee + Co. den Einstieg bestimmt versuchen, wären die Erfolgsaussichten einigermaßen abzuschätzen.

Die Ketten lernen schnell und bieten neben ihren Kaffeespezialitäten nicht nur langweilige Cookies, Donuts und Bagels. Sie erwerben die nötige Backwarenkompetenz und bieten im Handumdrehen regional passende Sortimente, gegen die aus Konsumentensicht nichts einzuwenden ist. Deutschland ist eine führende Kaffeetrinker-Nation. Das weckt Begehrlichkeiten und vor allem den Ehrgeiz.

Man kann sich fortbewegen wie die australische Foodco Group, die – in dieser Woche – ihren ersten «Jamaica Blue» Coffeeshop in Großbritannien eröffnete, nachdem sie ihr «Muffin Break» Konzept erfolgreich vorgeschickt hatte. Oder man entwickelt sich wie der Weltmarktführer Domino’s Pizza, der auf dem bundesdeutschen Markt erst gar nicht zurecht kam und – in dieser Woche – kurzerhand Joey’s Pizza übernahm. Das hat jetzt nichts mit Kaffee zu tun, zeigt aber, wie schnell man hierzulande Marktführer werden kann.

Zugegeben hatten wir das McCafé in der anfänglichen Betrachtung nicht auf dem Schirm. Zu sehr sind wir daran gewöhnt, dass es nur ein nettes Zusatzsortiment zur McDonalds Schnellkost ist. Dann traf – in dieser Woche – die Nachricht ein, dass McDonalds Canada sein erstes eigenständiges McCafé eröffnet. Ob das jetzt das weltweit allererste eigenständige McCafé ist, können wir nicht mal genau sagen – haben aber selten eine Nachricht so deutlich gehört. Wie wir wissen, steht bei McDonalds derzeit alles auf dem Prüfstand. Selbst wenn die Nachricht nur bedeuten würde, dass der Konzern mit seinem McCafé nicht zu weit hinter Tim Hortons und Starbucks zurückfallen will, könnte das schon was heißen.

Das Kaffeegeschäft ist hierzulande für handwerkliche Bäckereien und Systemgastronomen, die in der Bäckerei ihre Wurzeln haben, ein bedeutendes Thema. International zieht der Wettbewerb unter den Kaffeeketten merklich an. Die logistischen Wege werden immer kürzer und die Globalisierung der Märkte war selten so greifbar wie heute. Das heißt nicht, dass lokale Anbieter sie meiden sollten. Das heißt nur, dass weltweit operierende Systemanbieter künftig besser beobachtet und vorausschauend in die eigenen Pläne mit einbezogen werden müssen (Bild: usp).

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