Freitag, 19. April 2024

Großbäcker: über Vertriebswege und Trends

Gütersloh. (vdg) Angesichts der unausweichlichen Tatsache, dass Deutschlands Verbraucher auch Lebensmittel zunehmend on Line bestellen werden, beleuchtete die Jahrespressekonferenz (JPK) des Verbands Deutscher Großbäckereien (VDG) Ende November in Gütersloh unter anderem die Vertriebswege. An den etablierten Distributionskanälen und der mengenmäßigen Verteilung ändert sich demnach so schnell nichts. Doch hätten etablierte (Lebensmittel-Einzel-) Händler Amazon und Co. zu wenig entgegen zu setzen. Experten warnen vor einem massiven Filialsterben. Prognosen zufolge verringert sich die Zahl der Vollsortimenter der Lebensmittelfilialisten von 2016 (11.500 Geschäfte) bis 2020 (10.050 Geschäfte) um aufgerundet 13 Prozent. Der Online-Marktanteil im deutschen Lebensmittel- Einzelhandel steigt prognostiziert im Zeitraum von 2016 bis 2020 von 0,8 Prozent auf vier bis fünf Prozent, schreibt der Verband.

Online-Geschäft ausbauen: «Großbäckereien haben mit ihrem hygienisch verpackten Portfolio gute Chancen, in Kooperation mit den bedeutendsten Online-Händlern mit frischen Lebensmitteln zu punkten», sagte Prof. Dr. Ulrike Detmers, Präsidentin des Verbands Deutscher Großbäckereien, in Gütersloh. Der Anteil der Händler am Online-Umsatz mit Lebensmitteln 2014 beträgt nach VDG-Angaben:

Edeka24 14,5 % Lebensmittel.de 5,5 % Feinkost24 3,6 %
Rewe 13,2 % Natur.com 5,3 % Allerlei-bio 3,5 %
Amazon 10,9 % Mytime 5,3 % Food.de 2,9 %
Ebay 6,8 % Gourmondo 5,0 % Bringmeister 2,7 %
Allyouneed Fresh 6,3 % Real 3,9 % Sonstige 10,6 %

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Sauber und umweltbewusst liefern: Die Studie «Freiheitsindex Deutschland» des John-Stuart-Mill-Instituts hat jüngst zum Vorschein gebracht, dass der Umweltschutz den Zeitgeist relevant prägt. Anlässlich der wachsenden Umweltverschmutzung durch CO2 Emissionen sind innovative Lieferfahrzeuge mit Elektromotor durchaus auch im B2B-Bereich denkbar. Die Deutsche Bundespost geht hier mit gutem Beispiel voran und baut das Elektrofahrzeug «Streetscooter» sogar selbst. Die Elektromotoren werden in der Zukunft deutlich effizienter sein als Verbrennungsmotoren.

Exporte steigern: «Made in Germany» ist ein Gütesiegel auch für Lebensmittel. Die Lebensmittelexporte steigen. Großbäckereien verfügen über das Potential, ihre Exporte zu steigern. Ein Teil der industriell erzeugten Brot- und Backwaren wird tiefgekühlt oder pasteurisiert und verpackt ausgeführt, größtenteils in angrenzende europäische Länder, aber auch mit wachsender Tendenz in die Vereinigten Staaten, nach Asien, Neuseeland und Australien. Der afrikanische Kontinent ist bisher kaum für deutsche Brot- und Backwaren erschlossen. Für das Marktvolumen bei Brot- und Backwaren in Deutschland wird bis 2020 ein leichter Anstieg um durchschnittlich 0,7 Prozent pro Jahr prognostiziert.

Ausgewählte Ansätze für die Zukunftsgestaltung

  • Wachstumstreiber im Brot- und Backwarenmarkt sind weiterhin verpackte und unverpackte Kleinbackwaren deutscher, italienischer, orientalischer sowie indischer (Produktporfolio Naanbrot-Arten) Herkunft.
  • Kleingebäcke befriedigen den Trend zum Snacking sowie den Out-of-Home-Market.
  • Dauerbackwaren wie Knäckesnacks in veredelter Version werden weitere Marktanteile gewinnen.
  • Marktanteilsgewinner werden aber auch die Produzenten von Müslis, Frühstücksbreien und Crunchies sein. · Das Produktportfolio für Müslis, Frühstücksbreie und Crunchies wird durch weitere Produktinnovationen beflügelt und damit wächst der Druck auf die Brot- und Backwarenhersteller, ebenfalls kreativ Verbrauchernachfrage zu befriedigen. Ein Weg dorthin sind sogenannte Superfood-Zutaten wie Chia und Quinoa, reich an Ballaststoffen und hochwertigen Proteinen sowie vitaminreiche Saaten.
  • Krankheits- und ernährungsmedizinische Brotspezialitäten werden mit alternder Bevölkerung mehr nachgefragt. Zum Beispiel für demente Menschen, für die krustenfreie Weizen-, Weizenmisch- und Mehrkornbrote, ideal sind. Manche demente Menschen verschluckten sich recht schnell. Mediziner betonen, dass Demenzkranke oft keine Kontrolle darüber haben, wie groß die Stücke sind, die in den Rachen gelangen. Die Kruste kann sich als länglicher Fremdkörper vor den Kehlkopf legen oder in die Luftröhre rutschen und dann wirklich mechanische Probleme machen. Und das kann bis zu lebensbedrohlichen Erstickungsanfällen führen.

Mehrwertprodukte im Brot- und Backwarenportfolio werden in Zukunft den Markt beherrschen. Diese Produkte sind gesundheitsorientiert, nachhaltig und convenient. Essen mit gutem Gewissen wird zum Mega-Trend, ist sich (auch) der Verband Deutscher Großbäckereien sicher.

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